Stimmen zu den Landesspitalberichten
Thomas Vogt
Ich bin überrascht, wie deutlich die Aussagen in den beiden Berichten ausfallen. Der Steuerungsausschuss hat nicht gesteuert. Das Gesellschaftsministerium hat die Verantwortung an die Spitalleitung abgegeben. Die Besetzung des Steuerungsausschusses ist so sicher nicht optimal. Ob sich etwas ändert, nur weil die Rollen neu verteilt wurden, bezweifle ich. Für mich ist nicht verständlich, dass man sich nicht an das Budget gehalten hat. Hier hätte man schneller reagieren müssen, als sich die Kostenüberschreitung abgezeichnet hat. Aus heutiger Sicht hat man dem Ministerium zu viel Vertrauen geschenkt. Hier wäre eine engmaschigere Begleitung des Projekts nötig gewesen. Ich würde auch heute noch einem Kredit für ein neues Landesspital zustimmen. Für mich war der Grundsatzbeschluss des Landtags gut. Der Prozess müsste mit einem neuen Architekturwettbewerb beginnen. Wir müssen doch mit dem gesprochenen Kredit ein funktionstüchtiges Spital bauen können.
Manfred Kaufmann
Ich war und bin ein grosser Befürworter eines eigenen Landesspitals und hatte mich im Abstimmungskampf stark dafür eingesetzt. Drum tut es weh, was jetzt läuft. Meines Erachtens fehlte die Transparenz vollkommen. Als ich erfuhr, dass es aus dem Ruder laufen könnte, stellte ich Kleine Anfragen dazu im Landtag. Leider wurde seitens des Gesundheitsministers stets auf Ende März 2022 verwiesen. Und das, obwohl sich laut den Berichten alles schon länger abzeichnete. Als die Kostenüberschreitung offiziell wurde, haben wir von der VU mit dem Landtag sofort eingegriffen. Sonst würden wir wohl heute noch nicht das ganze Ausmass kennen. Aktuell gehen alle Experten davon aus, dass das Projekt nicht im vom Volk bewilligten Rahmen verwirklicht werden kann. Jetzt müssen wir wissen, welche Optionen es gibt. Eine Projektreorganisation ist zwingend. Anderswo reichen die Mittel in dieser Grössenordnung auch für Spitalbauten. Dann sollte das bei uns doch auch möglich sein, möchte man meinen.
Peter Frick
Dilettantischer hätte man mit diesem Projekt nicht umgehen können. Es waren von Anfang an Mehrkosten sichtbar. Es hat mich überrascht, dass aus den bevorstehenden Kostenüberschreitungen keine Handlungen oder Gegenmassnahmen abgeleitet wurde. Trotz Volksentscheid wurde alles hingenommen. Fehler kann es geben, aber dass niemand von den Verantwortlichen dies gesehen hat ist eine Tragödie. Nach dieser Enttäuschung, ist mir klar, dass der Landtag mehr und in immer wiederkehrenden Abständen Bericht über den Stand des Projektes hätte bekommen sollen. Das muss bei einem nächsten Mal besser gemacht werden. Ich stehe nach wie vor hinter einem Landesspital. Ich kann nicht glauben, dass es uns hier in Liechtenstein nicht möglich sein soll, so ein Grossprojekt auf die Beine zu stellen und durchzuziehen. Falls es möglich ist, sollte man das jetzt noch gerade biegen. Ich halte aber auch einen Neuanfang nicht für undenkbar. Diesmal dann aber bitte professionell!
Günter Vogt
Es ist ein Trauerspiel, was seit Projektbeginn passiert. Man fühlt sich als Befürworter eines eigenen Landesspitals verschaukelt. Ziel ist es, das Projekt umzusetzen, welches in der Volksabstimmung beschlossen wurde. Ich habe von Anfang an die Haltung vertreten, dass ein Projekt, welches nur 75 Prozent der Anforderungen erfüllt und fast 10 Millionen Franken mehr als geplant kostet, nicht funktionieren kann. Die Finanzierung hätte ich, ähnlich wie in Chur, besser in einer Stiftung gesehen, die den Staatsbeitrag deckelt und das Wunschkonzert der Anforderungen, oder die möglichen Mehrkosten der Stiftung überlässt. Die Gemeinde Vaduz hätte ich als Standortgemeinde auch verstärkt in der Pflicht gesehen. Hier sprechen wir von 7 Millionen Franken, die aus einer privaten Stiftung stammen. Gerade aktuell sehen wir wieder, wie Vaduz mit einer Gutscheinpolitik unterstreicht, dass man eigentlich nicht weiss, was man mit den konstanten Überschüssen anstellen soll. Da fehlen mir die Worte.
Mario Wohlwend
Klartext ist die beste Diagnose, auch wenn sie hammerhart ist. Klartext kann auch die beste Medizin sein, auch wenn sie anfangs sehr bitter ist. Weder verdrängte Symptome, Realitätsferne, Arzt- oder Jägerlatein werden uns dabei helfen, das übergeordnete Ziel zu erreichen. Und das muss sein, auch in Zukunft ein Landesspital als Grundversorger zu haben, um ein ganzheitliches Gesundheitsversorgungsystem effizient und individuell abgestimmt für unser Land zu gewährleisten. In diesem besorgniserregenden Zustand braucht es für den Patienten Landesspital eine objektive Diagnose durch Spezialisten. Die folgende Behandlung muss von allen Beteiligten (Regierung, Parlament und Volk) bestätigt werden. Ein simpler Ergänzungskredit wird nicht die erhoffte Heilung des Patienten bewirken. Der zuständige Minister muss nun schnellstmöglich, aktiv und ehrlich informieren, nur so kann die Basis für das Vertrauen eventuell neu geschaffen werden und der Patient gerettet werden.