Daniel Hilti: «In den kommenden Jahren wird die Nachhaltigkeit im Zentrum stehen»
Daniel, in genau einem Jahr, am 5. März 2023, finden die Gemeindewahlen statt. Wir und viele Bürger stellen sich die Frage: Wird Daniel Hilti erneut als Vorsteher von Schaan kandidieren?
Daniel Hilti: Das kann ich mit einem überzeugten Ja beantworten. Ja, ich werde nochmals kandidieren und es wird das letzte Mal sein. Es würde mich sehr freuen, wenn ich noch einmal das Vertrauen der Bevölkerung erhalten würde.
Seit du 2003 mit 54% gewählt wurdest, waren 76.2% der Stimmen dein «schlechtestes» Ergebnis – damals mit einem Gegenkandidaten. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Das müssten wohl besser andere beantworten. Aber ich glaube, dass ich gut mit den Menschen kann und das ist sicher das Wichtigste. Ich mag Menschen, nehme ihre Anliegen ernst und kann auch mal mit ihnen lachen. Für die Menschen da zu sein und für das Wohlsein der Menschen zu arbeiten, ist für mich und den ganzen Gemeinderat die Messlatte. Alle Anstrengungen, die wir in den letzten Jahren unternommen haben, zielen ausschliesslich auf das Wohl der Menschen in Schaan ab. Dies gilt natürlich auch für all das, was noch kommt.
Was sind die wichtigsten Lektionen, die du in den vergangenen knapp 20 Jahren als Schaaner Vorsteher gelernt hast?
Ich musste lernen, dass es manchmal einen Schritt zurück, allenfalls noch einen nach links und nach rechts braucht, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Ich musste leider auch lernen, dass es Menschen gibt, die dir Unterstützung in einer Sache zusagen und dann festzustellen ist, dass sie genau das Gegenteil machen.
Man könnte meinen, dass du nun alle Ziele erreicht hast: Die Dorfzentrumsgestaltung ist beinahe abgeschlossen. Schaan hat nicht nur gebaut, es grünt auch. Welche Ziele hast du denn überhaupt noch, die du mit der Gemeinde noch nicht erreicht hast?
In den nächsten Jahren wird die Nachhaltigkeit in all ihren Facetten im Zentrum stehen. Schaan wird diesbezüglich den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Ausserdem stehen in der Verkehrspolitik Grundsatzentschiede an. Diese können aber nur gemeinsam mit dem Land gefasst werden. Nach zwei Jahren Corona ist es zudem wichtig, das gesellschaftliche, kulturelle und soziale Leben in Schaan zu aktivieren.
Gemeindepolitik strahlt hin und wieder auf die Landesebene aus. Sei es in der Verkehrspolitik oder aktuell wieder, wenn es um den Finanzausgleich und die Steuersätze geht. Inwiefern prägen Gemeinden auch die Landespolitik mit und was ist diesbezüglich der Reiz am Amt eines Vorstehers?
Die Gemeinden prägen die Landespolitik stark, weil sie ja letztlich das Land bilden. Nicht nur Verkehr/Infrastruktur und Finanzen, sondern auch Gesellschaft, Kultur, Sport und vieles Mehr strahlen von der Gemeinde auf die Landesebene aus. Die Vielfalt der Themen, die zu bearbeiten sind, sind für einen Vorsteher sehr reizvoll. Er ist sehr nah beim Menschen und kann somit Stimmungen der Bevölkerung auf Landesebene bringen.
Im Landtag kommender Woche wird eine Motion der FBP behandelt. Im Kern geht es darum, damit Geld an «finanzschwächere» Gemeinden umverteilt werden soll, damit alle die Voraussetzung dafür haben, ihren Gemeindesteuersatz auf 150% zu senken. Würdest du hier als Landtagsabgeordneter zustimmen?
Es ist unbestritten, dass der Finanzausgleich angepasst werden muss. Es ist auch unbestritten, dass die Gemeinden Schaan und Vaduz einen höheren Beitrag leisten werden. Für mich ist aber auch unbestritten, dass wir in Liechtenstein keine finanzschwachen Gemeinden haben. Jede Gemeinde leistet sich letztlich alles, was sie sich in ihre Agenda schreibt und das in aller Regel ohne Reservenabbau. Als Landtagsabgeordneter würde ich dieser Motion nicht zustimmen, weil sie inhaltlich falsch, nur auf einen Teil der Gemeinden ausgerichtet und ein Schnellschuss ist.
Der Regierungschef hat kürzlich einen Lösungsvorschlag in der Vorsteherkonferenz vorgestellt. Was hältst du von diesem Ansatz?
Viel. Dieser Ansatz nimmt die Anliegen, die die Gemeinden anlässlich der Vernehmlassung zur Abänderung des Finanzausgleichs der letzten Regierung eingebracht haben, auf. Ausserdem wird eine horizontale Komponente eingebaut. Meiner Meinung nach müsste die Energie in diesen Lösungsvorschlag gelegt werden, weil er ausgewogen ist und letztlich allen Finanzausgleichsgemeinden am meisten bringt. (mw)