Versorgungssicherheit: Schlittern wir in eine Stromkrise?
von Günter Vogt, Landtagsabgeordneter
Ein aktueller externer Bericht an den Schweizer Bundesrat malt bezüglich der Stromversorgung ein Horrorszenario. Da derzeit das Stromabkommen mit der EU auf Eis liegt, könnte die Schweiz in eine schwere Stromkrise schlittern: «Ohne Kooperation (Worst Case) würde die Lage spätestens im März kritisch, wie es im Bericht heisst. Der inländische Strombedarf könnte dann während 47 Stunden nicht mehr garantiert werden. Unter einer ganz extremen Annahme könnte die Versorgung sogar während bis zu 500 Stunden unterbrochen sein», schreibt die Schweizerische Depeschenagentur in einer aktuellen Meldung. Keine idealen Anmerkungen für die Sicherheit unseres Wirtschaftsstandortes und zur Energieversorgungssicherheit unseres Landes. Ein Stromabkommen der Schweiz mit der EU liegt seit 2018 auf Eis zudem wurde per ende Mai durch den Bundesrat die Verhandlungen mit der EU über ein institutionelles Rahmenabkommen abgebrochen, was die Chancen auf ein Stromabkommen ebenfalls weiter kompromittiert.
Handlungsbedarf gegeben
Auf der Internetseite des Schweizer Netzbetreibers Swissgrid bestätigt, «dass Importkapazitäten der Schweiz von aussen massiv beschnitten werden». Liechtenstein ist aufgrund geltender Vereinbarungen von der Regelzone Schweiz abhängig. Daher betreffen Stromprobleme der Schweiz sehr direkt auch Liechtenstein. Im Oktoberlandtag stellte ich dazu im Landtag eine Kleine Anfrage. Die Regierung kommt in deren Beantwortung zum Schluss, dass die Versorgungssicherheit «mit der Einbindung in die Regelzone Schweiz und den vereinbarten vertraglichen Rahmenbedingungen gegeben» ist. Für mich steht diese Aussage in einem klaren Widerspruch zur erwähnten Studie. Unbestritten wird die Schweiz sicher dafür sorgen wollen, dass die eigene Versorgungssicherheit sichergestellt werden kann. Dennoch bleiben hier sehr grosse Restrisiken für Liechtenstein, sollten keine Kooperationen zwischen der Schweiz und der EU entstehen. Derzeit können Liechtenstein nur rund 25 Prozentdes Stromverbrauchs im Inland produzieren. Ohne Rheinkraftwerk oder Windkraftwerke – zwei laut Regierung unrealistische Projekte – wird sich der Anteil nicht erhöhen. Zudem führt der Schritt in die Elektromobilität zu einem deutlich erhöhten Stromverbrauch.
Gerade die Energiewende, die in vielen Ländern aktuell vollzogen wird, so sind sich Experten weitgehend einig, wird das Risiko für weiträumige Stromausfälle, sogenannte Blackouts, deutlich erhöhen.
Dieser geringe Eigenversorgungsgrad stellt für Liechtenstein in diesem Kontext eine Hyphotek dar. Wenn wir künftig also nicht im Dunkeln sitzen wollen, gibt es zwei Optionen: Entweder hoffen wir weiterhin auf die Schweiz oder wir werden selbst tätig und suchen mit der EU das Gespräch für unsere Versorgungssicherheit.