Staatlich verordneter Speiseplan?
von Markus Gstöhl, stv. Abgeordneter
Mit dem Postulat verfolgt die Freie Liste die richtige Stossrichtung. Die Themen biologische, saisonal- regionale Produkte und Reduzierung von Food Waste gehen uns alle was an. Und alle können ihren Beitrag dazu leisten.
Schade ist jedoch, dass sich die Postulanten nicht richtig bei den genannten Betrieben informiert haben. Dann hätten sie nämlich die Erkenntnis erlangt, dass diese Betriebe bereits auf saisonale und regionale Produkte umgestellt haben und diese in ihren «Kantinen» bereits anbieten. Die Betriebe sind bemüht, das angebotene Fleisch hauptsächlich aus der Schweiz zu beziehen. Durch steigende Nachfrage, Lieferverzögerungen und Marktverschiebungen kann es in Ausnahmefällen aber vorkommen, dass das Fleisch eine andere Herkunft hat. Das ist aber deklariert und der Kunde wird informiert. Zum Teil gibt es Lebensmittel und Produkte, die in der Schweiz nicht hergestellt werden und aus einem anderem Land bezogen werden müssen. Dies gründet jedoch in der Vielfalt des Angebotes im Menüplan. Wenn man auf solche Importprodukte verzichten möchte, muss der Me-nüplan angepasst werden. Und das liegt nicht alleine am Kantinenbetrieb selbst. Hier sind weitere Entscheidungsträger wie Schule, Elternvereinigungen oder das (staatsnahe) Unternehmen, bei dem sich die Kantine befindet gefragt.
Massive Mehrkosten und Lieferschwierigkeiten
Gerade der Fischeinkauf ist beispielsweise ein hart umkämpfter Markt, hier spielen Menge und Verfügbarkeit eine grosse Rolle. Angebot und Nachfrage ändern sich täglich, was zu Preissteigerungen führen kann. Fisch aus der Schweiz ist begrenzt und im Verhältnis viel teurer, daher wird vom Kantinenbetreiber eingekauft, was der Markt hergibt. Wichtiger als das Herkunftsland ist beim Fisch die Zertifizierung auf eine nachhaltige Zucht (Aquakultur) bzw. auf ein nachhaltiges Fangen.
Die Vermutung der Postulanten, dass in den Kantinenbetreibern keine oder nur wenig Bio-Produkte verwendet werden, kann zwar stimmen. Die Betriebe können aber aufgrund der Kosten und ihres Menübudgets nicht so ohne Weiteres zu 100 Prozent auf Bio-Produkte umstellen.
Wer auf nachhaltige, ökologische Landwirtschaft setzt und Wert auf nachhaltige Ernährung legt, muss dafür mehr Geld ausgeben als für konventionell produzierte Lebensmittel. Im Schnitt sind die Kosten um 30 bis 35 Prozent höher. Und am Ende muss das jemand bezahlen. Nach eigenen Recherchen wurde mir mitgeteilt, dass die Menüs beim Liechtensteinischem Gymnasium von einigen Schülern sowieso als zu teuer erachtet. Darum organisieren sie ihre Mittagsverpflegung anderweitig. Die Forderung nach einer Umstellung ohne bedeutsame Erhöhung der Kosten ist für mich eine reine Illusion.
Am Liechtensteinischem Gymnasium kann aktuell täglich aus vier Menüs gewählt werden. Bei diesen ist immer ein vegetarisches dabei. Der Kunde hat also die freie Wahl, ob er auf Fleisch verzichten möchte. Niemand wird gezwungen, Fleisch zu essen. Sogar für Schülerinnen und Schüler, die sich vegan ernähren möchten, gibt es eine Menüvariante. Um eine mögliche Reduktion des Fleischanteils erreichen zu können, müssen die Schülerinnen und Schülern sowie die Lehrpersonen sensibilisiert werden. Das Ziel muss thematisiert und diskutiert werden, um hier die besten Lösungsansätze zu finden. Hier könnte die Schule beispielsweise eine Umstellung des Menüplanes fordern und nur einmal pro Woche Fleisch anbieten. Ob eine solche Umstellung den «Run» auf die Mensa erhöhen würde, ist fraglich. So eine Umstellung soll aber freiwillig erfolgen und nicht durch Zwang. Denn Zwang ist bei einem Konkurrenzangebot zwangsläufig auch nicht nachhaltig.
Foodwaste ist kein Kantinen-Problem
Food Waste beschäftigt die Industrie, das Gewerbe, die Gastronomie, sowie den Detailhandel schon lange. Spitzenreiter ist laut ETH-Studien der private Haushalt mit 45 Prozent. Es folgt die Verarbeitung mit 30 Prozent. Gastronomie (5 Prozent), Handel (2 Prozent) und Detailhandel (5 Prozent) haben Foodwaste im Griff und bereits effektive Massnahmen dagegen umgesetzt. Handlungspotenzial besteht also vor allem bei den privaten Haushalten.
Tomaten und Bananen sind tabu
Den Einbezug unserer heimischen Landwirtschaft kann ich durchaus unterstützen. Es laufen bereits Projekte mit der Landwirtschaft. Denn die Nachfrage und der Geist der Nachhaltigkeit haben längst Einzug gehalten und es bewegt sich hier schon ohne politisches Zutun viel.
Mit diesem Postulat will die Freie Liste natürlich auf Zwangsbasis ihr Ziel «100% Bioland Liechtenstein» erreichen, was sie in den letzten Jahren auch immer wieder mit Vorstössen kundgetan hat. Doch weder im Landtag noch in der Bevölkerung hat diese Zwangsmassnahme einen Rückhalt. Wollen wir wirklich und ernsthaft ausschliesslich auf saisonal-regionale Produkte umstellen, gäbe es von Herbst bis zum Frühling beispielsweise keine Tomaten. Bananen andere südländische Früchte wären gänzlich Tabu. Das kann sicher für Viele ein erstrebenswertes Ziel sein, aber ich denke nicht, dass wir dafür Mehrheiten in der Bevölkerung finden.
Würde beispielsweise das liechtensteinische Gymnasium in Eigenregie ohne Caterer geführt, könnte man solche hehren Ziele umsetzen und verfolgen. Das wäre legitim, muss aber auch finanziert werden. Dass der Staat den privaten Firmen vorschreiben soll, was ihre Kunden essen dürfen und was nicht, führt für mich aber deutlich zu weit!