Radio L: Die Debatte muss versachlicht werden
Der Rücktritt von Roman Banzer kam genau zum richtigen Zeitpunkt, denn nun kann der Antrag der Regierungschef-Stellvertreterin beraten werden. Darin fehlt, auch nach Ansicht unserer Fraktion, aber einiges.
Im Prinzip werden wir darin vor die Wahl gestellt: Entweder ein Radio mit grösserem Digitalportal für über vier Millionen Franken jährlich oder gar nichts. Das ist frech, fantasielos und spitzt die Debatte unnötig zu. Denn es gibt sachgerechte und günstigere Lösungen dazwischen: Ein Radio zum Beispiel, das sich einfach auf seine Kernkompetenzen beschränkt: Das Radiomachen. Lineares Radio ist aber offenbar ein Auslaufmodell. Davon geht wohl das Ministerium mit den Digitalisierungsplänen aus. Oder will man einfach dem Medienhaus eine staatliche Gegenspielerin entgegensetzen? Das Aus des «Volksblatts» – gegen das die zuständige Ministerin übrigens auch nichts tat – soll nun als Begründung für die Rettung und den millionenschweren Ausbau des Radios herhalten? Das ist mir zu einfach.
Wenn man keine Werbung mehr organisieren muss, entkoppelt man sich endgültig vom Hörer- und Werbemarkt. Da stelle ich mir die Frage, wie nahe man dann noch bei den Leuten ist.
Zahlreiche Gespräche, die ich mit der Bevölkerung und in unserer Fraktion geführt habe, zeigen mir: Das Radio wird als eine gute Ergänzung zum Medienangebot gesehen. Ob es aber die Aufgabe des Staates ist, ein Radio selbst zu betreiben, wird immer deutlicher infrage gestellt. Klar ist: Ein Radio wird kaum ohne staatliche Gelder auskommen. Aber nach den jüngsten Schwierigkeiten gehören auch verschiedene Privatisierungsoptionen geprüft und dem Landtag als Entscheidungsgrundlage vorgelegt. Diese Chance haben die DpL übrigens zuletzt vertan, weil sie eine entsprechende Motion nicht zu einem Postulat umwandeln wollten. Dann wüssten wir heute mehr.
Die Ganz-oder-gar-nicht-Taktik der Ministerin beachtet nicht das Grosse und Ganze in der Medienlandschaft. Radio L muss parallel mit der übrigen Medienförderung diskutiert werden. Auf die Dauer können wir nämlich nicht jedes strukturelle Problem einfach mit immer mehr Geld zuschütten. Das machen wir bei Radio L mittlerweile seit 20 Jahren. Wohin das führt, sehen wir aktuell. Darum brauchen wir nun eine saubere Auslegeordnung und eine klare Strategie, wie wir uns die Medienlandschaft der nächsten Generation vorstellen. Nur mit einem konkreten Plan werden wir die Ressourcen richtig einteilen können.
Und für diese Diskussion müssen wir weg von Emotionen und Zuspitzungen hin zu einer nüchtern-sachlichen Strategie.