Nein-Parole mit Ja-Charakter
Viele hätten sich im Parteivorstand der VU eine Ja-Parole oder zumindest eine Stimmfreigabe zur Verfassungsinitiative HalbeHalbe gewünscht. Entsprechend knapp war auch die Abstimmung. Jene, die klares Profil zeigen wollten, waren in der Überzahl. Eine Stimmfreigabe bedeutet immer auch, dass man sich scheut, eine Entscheidung zu fällen und sich zu einem gewissen Mass und aus welchen Gründen auch immer vor der Verantwortung drückt. Dass das Nein mit 72 Prozent so wuchtig ausfiel, war unerwartet und schockierte vor allem unsere Vertreterinnen der Frauenunion, die sich so beherzt für ein Ja eingesetzt hatten.
Ein Nein mit Verpflichtungen
Wer sich in der Politik bewegt und sich emotional stark für seine Anliegen engagiert, erlebt Niederlagen und schmerzhafte Verletzungen. Darum ist an dieser Stelle zu sagen, dass das Nein zur Verfassungsinitiative «HalbeHalbe» ganz sicher kein Votum gegen die Förderung von Frauen bzw. ausgewogenen Vertretungen in politischen Gremien ist. Ganz im Gegenteil. Dem Argument, dass der Verfassungszusatz zu Massnahmen führen könnte, die Ausgewogenheit zu forcieren, stand dasjenige gegenüber, wonach diese Förderung jetzt schon möglich sei. Im Gegensatz zur Bürgerpartei fasste man bei der VU nun eine klare Parole. Und dass klare Parolen Gefühle verletzen können, liegt in der Natur der Demokratie. In einem abschliessenden Votum unter «Varia» meinte dann ein Vorstandsmitglied, dass ein Nein zu dieser Initiative nicht ein Nein gegenüber zielgerichteten Massnahmen zu mehr Ausgewogenheit bedeute. Das Mitglied nannte hier einige Beispiele, welche ein politisches Mandat für Frauen attraktiver machen könnte und erntete dafür starken Beifall der Anwesenden.
Konkrete Aufträge, klare Haltung
Wer also anhand dieser Parole versucht, die VU in die Ecke von Ewiggestrigen zu stellen und in der Entscheidung gar – wie ein Initiant auf Radio L ausführte – einen «Schlag ins Gesicht» ortet, ist schief gewickelt. Eine ablehnende Haltung gegenüber der Initiative heisst nicht, dass wir uns seitens der VU unserer Verantwortung nicht bewusst sind. Die VU und ihre Organe werden sich nach wie vor mit konkreten Massnahmen für mehr Partizipation von Frauen und meh Ausgewogenheit der Geschlechter einsetzen. Immerhin stellt die VU die meisten gewählten Frauen im Land – sowohl im Landtag als auch in den Gemeinderäten. Das kommt nicht von ungefähr.