Medien fördern statt sabotieren
Angenommen, es gibt zwei Bäckereien in einem Dorf. Das eine hat die Dinge so gemacht, wie sie es immer tat und die andere hat sich immer wieder neu erfunden, die Produktpalette laufend entwickelt und sich verschiedenartig aufgestellt. Nun sperrt die eine Bäckerei, die sich ungenügend für die Zukunft gewappnet hat, wegen Misswirtschaft zu. Ist nun die andere Bäckerei, die mittlerweile eine AG ist, verpflichtet, Vertreter der Konkurs-Bäckerei in ihren Verwaltungsrat zu holen? Wenn es nach der Logik von FBP-Parteipräsident Rainer Gopp geht, schon.
Während sich das Vaterland inhaltlich längst von der Vaterländischen Union emanzipiert hat, blieb beim Volksblatt die inhaltliche Parteinähe bestehen. Nun fordert der FBP-Präsident in einem Standpunkt: «Die Abhängigkeit von Medien zu einer Partei muss hinterfragt werden. Ich fordere die VU auf, hierbei Hand zu bieten.» Das erinnert bestenfalls an ein kleines Kind, das im Sandkasten sein eigenes Schäufelchen zerstört hat. Nun will es dem anderen Kind, das zu seinem Schäufelchen Sorge getragen hat, seines wegnehmen. Und wenn es sich des Schäufelchens nicht bemächtigen kann, soll es eben auch kaputtgehen (Stichwort: Streichung der Medienförderung). Dass in diesem Sandkasten dann nichts mehr gebaut werden kann, ist dem Kind ohne Schäufelchen dann egal.
Ich möchte alle politischen Parteien zu mehr Sachlichkeit aufrufen, bevor sie im Affekt bestehende Strukturen zerstören, die für die Meinungsbildung essenziell sind. Das «Vaterland» besitzt seit Langem eine marktbeherrschende Stellung als Tageszeitung: Die Auflage ist ca. dreimal höher als jene des Volksblatts. Die Leserinnen und Leser können sehr wohl einschätzen, was für sie richtig ist und was nicht. Was aber jetzt von FBP, DpL und FL diskutiert wird, hat nichts mit journalistischen Inhalten zu tun, sondern mit den sieben Phasen der Trauer (Leugnen, Wut, Schuldgefühle, Desorganisation, Feilschen und Verhandeln, Depression, Angst und Akzeptanz). Und eine klare, sachliche Sicht auf dieses wichtige Thema ist erst nach der Akzeptanz möglich.
Ja, die Medienförderung muss reformiert werden. Das sagt auch die VU schon länger: Leistung und Qualität gehören weiter honoriert und wir müssen neue, innovative Produkte besser fördern. Aber für gute Lösungen braucht es kühle Köpfe, die intensive Diskussion miteinander und gegenseitigen Respekt. Mit Affekthandlungen wird weit mehr kaputtgehen als das «Volksblatt».