Machen, nicht jammern, liebe FBP!
Wenn sie etwas nicht auf die Reihe kriegt, gefällt sich die FBP in der Opferrolle: Das «Volksblatt» sperrt zu, das Radio ist in argen Finanznöten, LKW und LGV straucheln in den Energiethemen und insbesondere der Kommunikation, das Gesellschaftsministerium produziert – wenn überhaupt – einen Krampf nach dem anderen. Die Leistungen und Informationen aus den Ressorts in FBP-Verantwortung dienen derzeit leider vorwiegend dazu, dem Volk die Zornesröte ins Gesicht zu treiben. Wenn alle Verantwortlichen ihren Job machen würden, hätten wir es einfacher.
Und was macht die FBP stattdessen? Sie jammert vor sich hin.
Beispiele gefällig? Der sonst liberale Abgeordnete Sascha Quaderer forderte im «Vaterland» alternativlos die Rettung von Radio L, weil ihm in anderen Medien zu wenig und zu kritisch über die FBP berichtet wird. Tags darauf eilt auch der FBP-Präsident der verantwortlichen Medien-Ministerin zur Seite – der gleiche Parteipräsident wohlgemerkt, der noch vor Wochen spürbar frustriert seinen Rücktritt, damit begründet hat, dass er zu wenig Einfluss auf die eigenen Regierungsmitglieder habe. Auch die Praxis, dass er kritische
Leserbriefschreiber öffentlich attackiert, zeugt nicht von sehr viel Selbstvertrauen. Aber Kritik an der FBP und ihren Funktionären ist und bleibt unerwünscht! Man zeigt sich beratungsresistent und für alle Verfehlungen und Unterlassungen findet die FBP eher einen (parteiexternen) Sündenbock als den kritischen Blick in den Spiegel zu wagen. Es wird mit grossem «Mimimi» laut gejammert, weil die arme FBP auf praktisch allen Ebenen immer benachteiligt werde – sei es beim Wahlrecht, bei der selbst verhandelten Ressortverteilung, in den Medien oder sonstwas.
Neben dem Gejammer hat die FBP aber jüngst einen sehr witzigen Kniff entwickelt, um besonders den Gesellschaftsminister zu schützen: Arbeiten, die er erledigen müsste, will sie in andere Ressorts verschieben: Zuletzt aufgefallen ist das beim Spitalneubau, bei dem sich erst FBP-Minister Pedrazzini grausam verkalkuliert hat und sein Minister-Nachfolger Frick bei der Planung versagte. Ginge es nach der FBP, müsste das aktuell rote Infrastrukturministerium die von FBP-Ministern eingebrockte Suppe alleine auslöffeln. Im kommenden Septemberlandtag wird die jüngste Motion der FBP-Fraktion diskutiert. Darin will sie die komplette Agenda «Vereinbarkeit von Familie und Beruf» aus dem Gesellschaftsministerium dem neu zu schaffenden Super-Familien-Bildungsministerium zuschanzen, das aktuell mit einer Roten Ministerin besetzt ist.
Es wäre fast schon raffiniert, wenn die Taktik nicht so billig und durchschaubar wäre.
Nach den Koalitionsverhandlungen vor zwei Jahren verkündete die FBP stolz, sie habe sich Ressorts gesichert, mit denen sie nahe bei den Leuten sei und Gestaltungsmöglichkeiten hat. Und wenn es ernst gilt, versucht sie es mit Verantwortungs- und vor allem Arbeits-Outsourcing. Das ist peinlich und einer in der Vergangenheit staatstragenden Partei nicht würdig.
Es ist mittlerweile breiten Teilen der Bevölkerung aufgefallen, dass die Probleme in vielen Brennpunktthemen weniger struktureller als vielmehr personeller Natur sind. Und wenn es Leute gibt, die ihren Job gar nicht, mangel- oder zaghaft machen (wollen) und ihn lieber andere erledigen lassen, leidet die Stimmung in jedem Betrieb. Es ist auch in der Politik nicht anders.
Darum muss sich die FBP aktuell trotz grösserer Personalsorgen darüber im Klaren werden, ob sie in der zweiten Hälfte dieser Legislatur das Heft in ihren Ministerien in die Hand nimmt und ins Tun kommt oder ob sie die Energie damit verschwenden will, sich über das System, die Ressorts und «die anderen» zu beklagen und die Arbeit andere machen zu lassen.
Darum ein persönliches Wort an Dich, liebe FBP, geschätzte Koalitionspartnerin: Verabschiede dich bitte endlich aus der Opferrolle, kurier‘ dein Mimimi-Fieber und kümmer‘ dich um deine Baustellen! Übernimm Verantwortung für deine Ressorts, für unser Land und seine Leute! So haben wir das abgemacht! Und das sind wir unserem Land schuldig!