Hubert Büchel: Aufgewachsen in einer Grossfamilie
Porträt von Melanie Steiger erschien im Vaterland am 25. September
Als Hubert Büchel auf die Welt kam, besass sein ältester Bruder bereits den Führerschein. Er ist das jüngste von acht Geschwistern (sechs Buben und drei Mädchen). Das Leben in der Grossfamilie hat den Ruggeller wesentlich geprägt. «Wir alle gehen durch dick und dünn, haben aber verschiedene Ansichten und Meinungen, obwohl wir politisch in derselben Partei sind. Die einen sind eher links, einige progressiver und die anderen konservativer. Ich selbst sehe mich als Liberaler. So entstehen immer wieder interessante Diskussionen, und man lernt, andere Meinungen zuzulassen und genau hinzuhören», erzählt er in seinem Büro. Es befindet sich in einem Neubau in Schaan, der erst im März bezogen wurde. Seit drei Jahren ist Hubert Büchel Geschäftsführer der GN-Finance AG. Die Kindheit in der Grossfamilie war seine Lebensschule. Ebenfalls geprägt habe ihn die Zeit, als er Vater wurde. «Sobald man sein Kind ansieht, hat man das Gefühl, man blicke in einen Spiegel», merkt er an. Seine Geschwister wohnen alle in der Nähe des Elternhauses. «Geburtstage sind immer besondere Anlässe. Alle kommen zusammen. Für Aussenstehende wie meine Partnerin ist es anfänglich eine Herausforderung, die Personen zuzuordnen –wer zur Verwandtschaft gehört, angeheiratet ist, welche Kinder von wem sind und wer bereits Enkel hat», berichtet er mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen. Solche Momente mit der Familie geniesse er sehr und sie sind wertvoll für ihn. Er liebt es, umringt von Menschen zu sein, trotzdem geniesst er auch die Ruhe und hat keine Mühe damit, für sich allein zu sein.
Seine Familie hat einen gemeinsamen Nenner: den Fussball. Als kleiner Junge habe er damit angefangen. Bescheiden meint er, dass sein Talent eher limitiert war, das hat seinem Enthusiasmus aber keinen Abbruch getan. Seit 2019 ist er im Vorstand des Fussballverbandes und lebt heute die Passion auf diese Weise aus. Die Sportart ist bei familiären Zusammenkünften stets ein Thema und wenn es sich ergibt, so schauen sie sich die Spiele gemeinsam an. Seine Ausführungen untermalt Hubert Büchel gerne mit seinen Händen und gestikuliert mal mehr, mal weniger.
Ein Mann, der organisiert und strukturiert vorgeht
In seinem Berufsleben war der stellvertretende Landtagsabgeordnete stets der Finanzbranche treu geblieben. Seine Ausbildung absolvierte er bei einer Bank und durchlief verschiedene Stationen. Nach 12 Jahren bei der LLB war er nebst einigen Zwischenstationen zehn Jahre lang in der Bank Frick tätig. Der aufgeschlossene Typ liebt den Umgang mit Kunden. Hubert Büchel zog es vor, bei kleineren Banken tätig zu sein, da dort sein Arbeitsumfeld vielseitiger war und er viele Dinge selbst erledigen musste, für welche die grossen Banken jemanden angestellt haben. «Ich genoss auch viele Freiheiten, die solche Aufgaben mit sich brachten.» Die Mason Bank war die letzte Station in der Branche. Als er dort das Arbeitsverhältnis beendete, wollte er sich selbstständig machen. Und dann kam das Angebot für seinen aktuellen Job, das er nicht ausschlagen konnte. Als Geschäftsführer ist er ein Mann, der organisiert und strukturiert ist. Das muss er wegen seiner vielen Engagements auch mitbringen, als Funktionär im Liechtensteiner Fussballverband, stellvertretender Landtagsabgeordneter, Efta-Delegierter, Mitglied im Europarat. «Das alles muss man arrangieren und braucht gute Leute um sich herum», sagt er und lehnt sich lässig in seinem Stuhl zurück.
Regelmässige Reisen nach London und Südafrika
Seine berufliche Tätigkeit bei den Finanzinstituten war mit vielen Reisen verbunden. Als es darum ging, für eine Bank die Repräsentanz in London aufzubauen, war er fast jede zweite Woche für einige Tage vor Ort. Ebenfalls hatte er Kunden in Südafrika und flog zweimal im Jahr ans andere Ende der Welt. «Durch die Geschäftsreisen kam ich in den Kontakt mit den Einheimischen und hörte von den täglichen Sorgen und Nöten im Land. Ich erhielt einen tiefen Einblick, und mit einigen pflege ich heute noch Kontakt, ohne jeglichen geschäftlichen Bezug», berichtet er erfreut. Für ihn kam dies sehr gelegen, da er das Reisen liebt. Das Meer ist sein Sehnsuchtsort, eine Welt, die er hier nicht hat. Darum reist er jährlich an einen Strand. Der Reiselustige habe gelernt, dass nirgends auf der Welt der Standard so hoch ist wie hierzulande. «Das hat mir wirklich den Horizont geöffnet. Ich schätze die ehemaligen Kunden, die zu Freunden geworden sind», sagt er mit Blick aus dem Fenster.
Als der vielbeschäftigte Mann nach der Kur sein Smartphone wieder einschaltete, wurde ihm bewusst, wie unwichtig die meisten Nachrichten sind. «Es relativiert vieles, aber man ist schnell wieder im Alltagstrott und regt sich über Kleinigkeiten auf», sagt er ernüchtert. Und da kommt ihm eine weitere Episode aus seinem Leben in den Sinn. Einst herrschte bei einer seiner Arbeitsstellen ein schwieriges Arbeitsklima und es kam ein Mediator zur Teambildung vorbei. «Ich war damals noch jung und impulsiv. Er sagte, man darf sich nicht über Dinge aufregen, die man nicht ändern kann. Das hat mich dann sehr aufgeregt», sagt er lachend. Erst später lernte er den Wert dieser Worte kennen. Mit dem Alter sei er etwas ruhiger geworden.
Genuss bedeutet für ihn Lebensqualität
In der Politik ist der 50-Jährige kein unbeschriebenes Blatt. Er war bereits in der Regierung unter Klaus Tschütscher tätig. Damals war er begeistert von der Vielfältigkeit der Aufgaben und er wusste, dass es ihn eines Tages in die Politik zurückziehen würde. «Dann boomte es in London, ich hatte Kunden in Südafrika und kam in die Geschäftsleitung. Es war gerade alles ein bisschen viel», erinnert er sich. Später, als er die Mason Bank verliess, erhielt er einen Anruf, Kandidaten für den Landtag wurden gesucht. Hubert Büchel stimmte zu. Da er sich ebenfalls für die internationale Politik interessiert, engagiert er sich in der Efta-Delegation sowie im Europarat. Dort ist er zudem Revisor in der Alde-Fraktion (Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa) – im Oktober steht nun die letzte Reise bevor. «Wir und die Schweizer sind alles Milizpolitiker in diesem Gremium. Da trifft man auf Vollzeit-Parlamentarier und merkt, dass sie hin und wieder in einer anderen Welt leben. Wir stehen zumindest noch mit einem Bein im richtigen Leben», merkt der vielbeschäftigte Mann an.
Um seinen Kopf auszulüften, joggt der Finanzfachmann zwei Mal die Woche durch das Ruggeller Riet. Er liebt diesen Ort, der ihn zur Ruhe kommen und seine Balance wieder finden lässt. Die Welt sehe danach wieder anders aus. «Früher sagte ich zwar immer, wenn ich renne, dann nur einem Ball hinterher», lacht Hubert Büchel. Zudem könne er dadurch essen und trinken, was er wolle. Denn er sei ein Genussmensch, das bedeutet für ihn Lebensquali-tät. «Ich esse und probiere gerne alles.»
Name: Hubert Büchel
Wohnort: Ruggell
Alter: 50 Jahre
Familie/Kinder: in einer Partnerschaft/ein Sohn
Beruf: Geschäftsführer
Hobbys: Jogging, Golf, Fussball, geniessen
Getränk: ein Glas Wein
Film: Der Pate
Lektüre: Biografie
Musik: Rock der 80er-Jahre
Lieblingslied: «I did it my way» von Frank Sinatra
Lieblingsort: Ruggeller Riet
Stärke(n): humorvoll, ein guter Zuhörer
Schwäche(n): ungeduldig
(Lebens-)Motto: «Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten» von Abraham Lincoln.
«Früher sagte ich zwar immer, wenn ich renne, dann nur einem Ball hinterher.»