Hausbesitzer trifft keine Schuld
«Ich halte es für den falschen Ansatz, nun mit Aktionismus die fossilen Energien zu stützen und zu fördern», erklärte Wirtschaftsministerin Sabine Monauni auf die Frage des Abgeordneten Walter Frick, ob die staatliche Gasversorgung keine Möglichkeiten habe, den Gaspreis für die Endkunden in Liechtenstein abzufedern. Während Walter Frick an die Menschen dachte, dachte die Umweltministerin wohl eher an die Klimaziele. In dieser Frage scheinen nun Welten aufeinanderzuprallen. Während die einen versuchen, den Hausbesitzern und Mietern Entlastung zu verschaffen, unterstellen ihnen andere zwischen den Zeilen schon eine implizite Kriegsschuld in der Ukraine. So führte Wendelin Lampert aus: «Mit dem Öl- und Gasbezug finanzieren wir den Krieg von Putin.»
Es ist klar: Ein Ausstieg aus den fossilen Energien tut Not. Das ist sachlich sicher richtig. Besser heute als Morgen. Politisch ist es aber ungeschickt, die Liechtensteiner Hausbesitzer als Komplizen von Putin ins Abseits zu stellen. Solche Aussagen sind provokativ und arrogant. Wer vor 30 Jahren seine Öl- durch eine Gasheizung ersetzte, konnte nicht ahnen, dass es so weit kommt. Zumal man damals Gas als das Wundermittel gegen schmutziges Öl und dreckige Kohle angepriesen hatte. Es ist kaum anzunehmen, dass die Entscheidung von damals mit der Absicht geschah, Kriege zu finanzieren. Ein Energiewechsel von heute auf morgen ist Wunschdenken. Viele, die heute über eine fossil betriebene Heizanlage verfügen, können die Kosten für eine Umrüstung nicht aus der Portokasse finanzieren. Darum gilt es, gute Strategien zu finden, um einen solchen Umstieg attraktiv zu gestalten. Und dafür werden wir noch sehr viel Hirnschmalz und Geld benötigen.
Die Frage von Walter Frick, ein bekennender Nachhaltigkeitspolitiker, war auch nicht unberechtigt, weil er jetzt an die Bevölkerung Liechtensteins dachte. Denn die Besitzer von Gasheizungen können nichts dafür, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist. Wer Walter Frick kennt, weiss, dass er selbst auch lieber gestern schon alle fossilen Energieträger beseitigt hätte. Da ist es kontraproduktiv, in hetzerischer Art gegen Hausbesitzer zu wettern, die ihre Entscheidung vor Jahrzehnten nach bestem Wissen und Gewissen gefällt haben. Denn in so einer Transformationsphase brauchen wir eben auch pragmatische Übergangslösungen, um die Bevölkerung auf dem Weg zum Netto-Null-CO2-Ziel mitzunehmen.