Freude: Früher oder später sicher
«Wenn jemand noch eine Maske tragen will, ist das ok. Wenn sich jemand dafür entscheidet, sich ins Nachtleben zu stürzen, ist das genauso ok.» Diese Worte von Regierungschef Daniel Risch umreissen die extremen Gefühle, die aufgrund der Lockerung der Corona-Massnahmen vorherrschen, gut. Für viele ist es nicht einfach, die Verantwortung zurückzubekommen, nachdem der Staat in der Pandemie uns das «Denken» mittels Massnahmen weitgehend abgenommen hat.
Was wir immer brauchen, jetzt aber ganz besonders, sind Toleranz, gegenseitige Rücksicht und Akzeptanz, weil nicht alle mit den wiedererlangten Eigenverantwortung gleich viel anfangen können. Was über zwei Jahre eingespielt wurde, lässt sich nicht in wenigen Tagen vergessen. Dass die Regierungen in ganz Europa im Umgang mit dem Virus die Vorsicht und das Abstand halten zum obersten Ziel erklärt haben, hat Spuren hinterlassen. Die einen fürchten sich, wenn nun weniger Masken getragen und keine Zertifikate mehr kontrolliert werden. Für andere war die Aufhebung der Massnahmen längst überfällig. Verunsicherung können wir, wie die Krise selbst, nur überwinden, wenn wir weiterhin als Team Liechtenstein agieren, Ängste ernst nehmen und Verständnis für all jene aufbringen, die ungehemmter unterwegs sind. Nach Monaten des Abstands müssen zwischenmenschliche Beziehungen erst wieder zusammenwachsen.
Es ist nicht die letzte Pandemie gewesen, aber auch nicht die erste. Risikoabwägungen begleiten unser ganzes Leben. Nullrisiko gibt es niemals. Corona hat uns gezeigt, was es bedeutet, allgemeine Unsicherheit zu erleben und keine Garantien zu haben. Wir hatten Glück, dass wir seit gut 100 Jahren nicht mehr in einer Pandemie steckten. Und vor 100 Jahren waren die Mechanismen noch andere. So gilt es nun, auch das Krisenmanagement den aktuellen Zeiten anzupassen.
Viele haben sich ihre persönliche Meinung zu den Massnahmen und zur Funktionstüchtigkeit unserer Institutionen bereits gebildet. Dennoch muss auf allen Ebenen die Aufarbeitung rasch und schonungslos aber fair und sachlich in Angriff genommen werden. Aus gemachten Fehlern und Erkenntnissen können wir die richtigen Schlüsse für die Zukunft daraus ziehen.
Jetzt deuten alle Zeichen auf Entspannung. Und darauf haben wir lange gewartet. Das ist ein Grund zum Feiern und zur Freude. Freude, die sich bei den einen früher und bei den anderen später einstellen wird – und das ist ok!