Die Weichen werden jetzt gestellt
Niemand bleibt derzeit vor hohen Energiepreisen verschont. Das bedeutet gleichzeitig, dass sich mehr Menschen denn je mit dem Thema Energie beschäftigen. Darum lud die VU zu einer Veranstaltung, um sich zu informieren und zu diskutieren. Der Anlass spiegelte sogleich die vielen unterschiedlichen Meinungen und potenzielle Lösungsansätze, die bei diesem Thema sowohl bei den Experten als auch in der Bevölkerung vorherrschen.
Brückentechnologien nutzen
Ein breiter Konsens herrscht in der Annahme, dass man – aufgrund von Abhängigkeiten und Klimazielen aus den fossilen Energien besser heute als morgen aussteigen sollte. Dass dies nicht von heute auf morgen möglich sein wird, verdeutlichten nicht nur die Ausführungen im Impulsreferat von Gerwin Frick als auch die anschliessende Podiumsdiskussion. «100 Prozent erneuerbare Energien sind unrealistisch», stellte Gerald Marxer, CEO der LKW fest. Und auch Nicole Kaiser, VR-Vizepräsidentin von Liechtenstein Wärme (LW), betonte die Wichtigkeit des Fossil-Ausstiegs, wies aber auch darauf hin, dass besonders Erdgas eine wichtige Brückentechnologie sein wird, «auch wenn auch wir dafür stehen, die Energiewende so schnell wie möglich zu bewerkstelligen.»
Wer ist schuld an der Misere?
Moderatorin Tanja Cissé stellte ziemlich schnell die Schuldfrage für die hohen Energiepreise und fragte, ob die Energieunternehmen sich dabei auch zu den Schuldigen zählen. Dabei wollte Gerald Marxer zwar nicht von Fehlern sprechen, aber gestand ein, dass die Beschaffungsstrategie, die während vieler Jahre gut funktionierte, in den vergangenen beiden Jahren den hohen Energiepreisen nichts anhaben konnte. Ähnliche Erfahrungen machte auch Liechtenstein Wärme mit der Beschaffung von Erdgas. Beim Strom, so Marxer, sei die Energiewende in Deutschland (Abschaltung von AKW) und auch die Situation in Frankreich, wo ca. die Hälfte der AKW nicht am Netz sind, auch preissteigernd. Und dass die geopolitische Situation im Zusammenhang mit der Ukraine die Energiepreise auch in die Höhe trieb, weiss man auch.
Energieautarkie möglich?
Aufgrund der Unverlässlichkeit der internationalen Partner gibt es deshalb für den Landtagsabgeordneten Günter Vogt, Landtagsabgeordnetere der VU, nur ein Mittel, für Energiesicherheit und langfristig günstige Preise zu sichern: Die Erhöhung der Eigenversorgung. Und hier wird seiner Auffassung nach noch nicht genug getan. «Man geht in die richtiger Richtung, aber es müsste mehr unternommen werden.» Seiner Ansicht nach sei in Sachen Wind-, Sonnen-, Wasserkraft und Biomasse viel mehr möglich. Zudem hält er auch die – anders als Nicole Kaiser von LW – nicht für so nachhaltig und CO2-neutral wie die Unternehmen. Widerspruch erhielt Vogt besonders von Gerald Marxer, der bekräftigte, dass das realistische Potenzial der Wasserkraft ausgeschöpft sei. Marxer erinnert auch daran, dass sowohl Rhein- als auch Windkraftwerke in den letzten Jahren nicht dem Wunsch der Bevölkerung entsprachen, auch wenn die Abschöpfung dieser Potenziale sehr wichtig wären. Vogt entgegnete, dass die derzeitige Situation wohl andere Ergebnisse in Umfragen oder Abstimmungen böten. «Es findet derzeit ein breites Umdenken statt», hielt der Abgeordnete fest. Und dass diese Momentum von der Politik und den verantwortlichen Unternehmen genutzt werden soll, steht für ihn ausser Frage. Besonders, wenn man die langwierigen Prozesse anschaut, die hinter solchen Projekten stecken. Anhand eines Wasserkraftwerks in Graubünden zeigte hier Gerald Marxer die langen Vorlaufzeiten auf.
Auch das Publikum tendierte in ihren Fragestellungen zur Strategie «Mehr Tempo», um zukunftsfit zu werden. Die Podiumsteilnehmer beantworteten die Fragen kompetent und beim anschliessenden Apéro folgten interessante Gespräche unter allen Teilnehmern der gut besuchten Veranstaltung, welche ebenfalls eine Vorschau darauf boten, was in Energiefragen auf unser Land zukommen wird. (mw)
Die komplette Veranstaltung findet man auf unserem Youtube-Kanal.