«Das Leben der Menschen verbessern»
Michael, du bist seit zwei Monaten Generalsekretär der Vaterländischen Union. Was hat sich aufgabenmässig geändert vom Parteisekretär zum Generalsekretär?
Michael Winkler: Als Parteisekretär war ich unserem Alt-Präsidenten Günther Fritz unterstellt und hatte zunächst einen relativ klar abgegrenzten Aufgabenbereich. Günther hat mir immer sehr viele Freiheiten gelassen und ich habe mit der Zeit immer grössere Verantwortungsbereiche zugeteilt bekommen. Mit der Bestellung zum Generalsekretär, der in den Statuten auch als «Geschäftsführer» bezeichnet wird, habe ich jetzt neben den bisherigen Themengebieten noch mehr Kompetenzen. Das ist natürlich eine grosse Ehre. Die Beförderung zeugt von grossem Vertrauen des neuen Präsidenten Thomas Zwiefelhofer und der Parteiführung in meine Person und meine Leistungen. Das freut mich sehr.
Du bist seit knapp dreieinhalb Jahren im Wilhelm Beck Haus. Was würdest du als deinen persönlichen Höhepunkt bezeichnen?
Persönlich waren das in dieser Zeit die Geburten meiner beiden Töchter. Beruflich durfte ich vor allem im Bereich der Online-Medien sehr viel gestalten. Deshalb war einer der Höhepunkte der coronageprägte Wahlkampf, der sich praktisch nur in den Medien abgespielt hat. Hier durfte ich den ganzen Online-Wahlkampf leiten. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern, den Kandidatinnen und Kandidaten war eine grossartige Erfahrung. Ein weiterer Meilenstein war sicher der 7. Februar, an dem wir als stimmenstärkste Partei aus den Landtagswahlen hervorgegangen sind.
Wie bist du eigentlich zur Politik gekommen?
Sehr prägend war hier mein Elternhaus. Mein Vater war politisch immer sehr interessiert. Wir haben immer gerne zu Hause politisiert und aktuelle Themen diskutiert. Besonders die Vielseitigkeit des Fachs «Politik» hat mich interessiert. Schliesslich hat jeder Lebensbereich früher oder später mit Politik zu tun. Darum habe ich nach der Matura Politikwissenschaften studiert. Nach diversen Praktika im Medienhaus erhielt ich nach dem Studium ein Stellenangebot als Journalist, wo ich am liebsten zu politischen Themen schrieb. Als mich Günther Fritz dann als VU-Präsident fragte, ob ich als Parteisekretär anfangen möchte und das Jobprofil gesehen habe, war für mich klar, dass es Zeit für eine Veränderung ist. Kritisieren ist immer leicht. Wenn man aber die Chance bekommt, mitzugestalten, muss man diese dann meiner Meinung nach auch nutzen. Nur so kann man zeigen, dass man es besser kann. Auch wenn ich bis dahin nie ein Amt in der Politik anstrebte, entspricht mir das Stellenprofil sehr gut und erfüllt mich.
Als Fraktionssprecher interessiert mich, wie Du die Zusammenarbeit mit der Fraktion oder bspw. den Start der neuen VU-Fraktion siehst?
Die Fraktion ist sehr gut gestartet und ist meines Erachtens der bestimmende Faktor im Landtag. Die Vielfalt der Interessen innerhalb der Gruppe ist bemerkenswert und die Motivation stimmt. Es ist eine Freude, sie begleiten zu dürfen. Hier treffen sehr sympathische Menschen aufeinander und die interne Diskussionskultur ist vorbildlich. So macht Politik Spass! Wie man bereits an zahlreichen eingereichten und noch in der internen Vernehmlassung befindlichen Vorstössen sieht, wollen die zehn Abgeordneten und drei Stellvertreter etwas in Liechtenstein bewegen. Auch die Kommunikation mit unserem starken Regierungsteam funktioniert sehr gut. Wir befinden uns so in einer grossartigen Ausgangslage, unser Land positiv zu prägen und vorwärts zu bringen. Es ist für mich ein grosses Privileg, Teil dieses VU-Teams zu sein.
Was sind Deine politischen Steckenpferde?
Thematisch bin ich persönlich flexibel und kann mich schnell in Dossiers hineindenken und -fühlen. Der Beruf erfordert es, dass ich mich in jedes aktuelle Thema hineinlese, damit ich auf dem Laufenden bin. Wichtig ist mir bei den Themen immer, dass sie, wenn man etwas in Angriff nimmt, der Bevölkerung oder zumindest grossen Teilen davon, eine Verbesserung für ihr tägliches Leben bringt. Dann findet man auch Mehrheiten für seine Absichten. Wenn Politik aber nur Papier und Bürokratie produziert, steige ich aus.
Dann wäre der Vorstoss der Freien Liste zur Begrenzung der Buswerbung für dich...?
Ein typisches Beispiel dafür, wie man sich Probleme herbeiredet. Meines Erachtens müssen die Busse die Menschen ans Ziel bringen. Wie sie dabei aussehen, ist für mich zweitrangig. Und bedenkt man dabei, dass diese
Werbungen den Eigenfinanzierungsgrad der LIEMobil erhöhen, sollten wir als Steuerzahler doch froh sein, wenn so die Staatskasse entlastet wird. Ich persönlich sehe das echte Problem für die Bevölkerung dahinter nicht.
Die AHV betrifft aber früher oder später die allermeisten. Hier hat die FBP einen Vorstoss eingereicht. Ist das interessanter?
Für mich schon. Die Höhe der AHV-Renten ist ein spannendes Thema, bei dem man sicher Nachbesserungen prüfen kann. Doch nur mit guten Grundlagen kann man ermitteln, wie gross effektive Bedrohungen durch Altersarmut sind. Darum fordert die VU seit Jahren einen aktuellen Armutsbericht, um zielgerichtete Massnahmen in Angriff nehmen zu können. Mit der Interpellation erfragt die FBP von ihrem Minister einzelne Zahlen, die eine Rentenerhöhung für alle, also auch für die vergleichsweise vermögenden Rentner, begrunden sollen. Über eine Interpellation wird auch nicht diskutiert, sie braucht keine Mehrheiten. Viel interessanter wäre für mich die Frage, wer im Alter nach einem arbeitsreichen Leben mehr Mittel bräuchte, um ein gutes Leben führen zu können. und mit Arbeit meine ich auch die unentgeltliche Familien- und Pflegearbeit. Um solche Lücken zu schliessen, hat die VU vor zwei Jahren die Motion zur Stärkung der Familienarbeit erarbeitet, die aktuell bei der Regierung liegt. Zielgerichtete Massnahmen finde ich immer interessanter als die Verteilung aus der Giesskanne.
Bei welchen politischen Themen siehst du aktuell Handlungsbedarf?
Uns muss vor allem die Frage beschäftigen, wie wir künftig unsere Sozialwerke gestalten sollen, damit sie längerfristig finanzierbar bleiben. Das Umlagesystem in der ersten Säule und die Pensionskassen kommen nämlich aufgrund des anhaltenden Niedrig- und Nullzinsumfelds immer mehr unter Druck. Internationaler Druck zwingt uns ebenfalls zum Handeln. Zum Beispiel bei den Themen Elternzeit oder internationale Mindeststeuern. Die Aufgaben gehen uns sicher nicht aus. Ausserdem spielen für mich die Themen Raumplanung und Verkehrspolitik weiterhin eine wichtige Rolle. Schliesslich müssen wir darum besorgt sein, kommenden Generationen ein gutes Leben in diesem Land ermöglichen zu können.
Dein Einsatz für die VU ist sehr gross und Du bist für die Fraktion praktisch immer erreichbar. Wie bringst Du das auch als Familienvater alles unter einen Hut?
Wenn eine Aufgabe Freude macht, ist sie nur halb so schwierig. Wenn man so will habe ich das Privileg, ein Hobby von mir als Beruf ausüben zu dürfen. Ich erfahre von zu Hause einen grossen Rückhalt und viel Verständnis für meine berufliche Leidenschaft. Ich habe grossen Respekt davor, was meine Frau zu Hause mit zwei kleinen Kindern tagtäglich leistet. Darum versuche ich, mich so viel wie möglich einzubringen, zu helfen und da zu sein.