Dagmar Bühler-Nigsch: «Ich baue gerne Brücken»
Dagmar, wie stark war dein Wunsch, Fraktionssprecherin zu werden, als du in die konstituierende Fraktionssitzung gegangen bist?
Dagmar Bühler-Nigsch: Ich habe es auch in der Fraktion gesagt: Ich bin mit ganz anderen Erwartungen in die Sitzung gegangen (lacht). Wir haben so eine starke Fraktion mit vielen Persönlichkeiten, die dieses Amt bekleiden könnten. Mich selbst hatte ich nicht auf der Liste.
Wie kam es dann, dass dich die Fraktion trotzdem einstimmig zur Sprecherin wählte?
Es war eine ganz tolle Erfahrung, finde ich. Während der ganzen Sitzung war nicht nur aufgrund des Wahlergebnisses die Stimmung sehr gut. Auch das Diskussionsklima war von Beginn an sehr überzeugend. Als Manfred Kaufmann bekannt gab, dass er nach fünf Jahren als Fraktionssprecher jemand anderem Platz machen möchte, hat sich so jeder seine Gedanken gemacht. Und dann wurde gut diskutiert. Über die Erfahrung, über die notwendigen Persönlichkeitsmerkmale und über die Qualitäten, die wir voraussichtlich in der kommenden Legislatur besonders brauchen. Als dann immer stärker über mich gesprochen wurde, wurde es immer klarer.
Und du hast gleich zugesagt?
Ich glaube, ich habe zuerst eher laut gedacht und musste mir selbst herleiten, warum das für mich dann doch in Frage kommt. Schliesslich ist das Mehraufwand, den man dann auch mit dem Beruf und mit dem Privatleben in Einklang bringen muss.
Wann ist der Groschen gefallen?
Wir haben sehr stark über die Herausforderungen gesprochen und über Optimierungspotenzial innerhalb der Fraktion. Als mir alle unisono und in einer sehr überzeugenden Manier klarmachten, dass sie mich in allem unterstützen werden, konnte ich fast nicht mehr anders. Ich bin jetzt schon Fan dieser Fraktion.
Und wie geht es dir jetzt mit dieser neuen Aufgabe?
Ich bin sehr stolz, aber auch demütig, dass ich nun in einer Reihe mit bekannten und für das Land wichtigen Persönlichkeiten bin. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ringt einem das sehr viel Ehrfurcht ab. Aber durch die Inspiration, die mir die Fraktion gab, und mit diesem Gefühl des Getragenseins freue ich mich auf diese neue Aufgabe.
Das Wirken in den Parteigremien ist nichts Neues für dich. Das kennst du schon als Vizepräsidentin Oberland. Aber im Landtagspräsidium zu sein, ist schon etwas anderes, oder nicht?
Ja, doch es ist mir nicht ganz neu. Ich durfte in der letzten Legislatur schon unseren Fraktionssprecher Manfred Kaufmann vertreten, als er einmal verhindert war. Ich habe dort gesehen, wie wichtig es ist, Brücken zu bauen und überparteilich zusammenzuarbeiten. Wer mich kennt, weiss, wie gerne ich Brücken baue.
Wie sehr spielt das «Metanand» bei dir eine Rolle?
Ich bin eine Teamplayerin und habe mir zu Beginn meiner Landtagskarriere die parteiübergreifende Zusammenarbeit auf die Fahne geschrieben. Bei einzelnen Vorstössen ist dies gelungen, doch es gibt definitiv noch Luft nach oben. Genau diese Blockaden möchte ich lösen und versuchen, «metanand» erfolgreich ans Ziel zu kommen.
Was bedeutet es für dich, dass die bisherigen Oppositionsparteien bei den Wahlen gewachsen sind?
Was zum insgesamten Erstarken der Opposition führte, ist Teil unserer internen Analysen, die wir nun nach und nach machen. Denn gemäss Umfragen haben auch wir Stimmen an die DpL verloren. Daraus müssen wir dann lernen.
Wie siehst du die künftige Arbeit im Landtag unter dieser Voraussetzung?
Das ist genau das Entscheidende am «Metanand». Wir hatten auch in der letzten Legislatur ein relativ gutes Einvernehmen mit der Opposition und es gab immer mal wieder überraschende Einigkeiten. Ich denke, wir haben mit den vielen neuen Gesichtern im Landtag auch Chancen auf einen erfolgreichen gemeinsamen Neustart. Sowohl unter den Regierungsparteien als auch gemeinsam mit den Oppositionsparteien. Ich möchte deshalb den Blick nach vorne richten und schauen, wie wir diese neue Dynamik gut nützen können.
Also siehst du keine Probleme für die künftige Arbeit?
Ich bin Demokratin und ich bin auch ein Fan einer wachsamen, kritischen und konstruktiven Opposition. Sie hilft im Idealfall sogar dabei, gute Regierungsarbeit noch besser zu machen. Das heisst, dass Anregungen für Veränderungen aufgenommen und genau geprüft werden. Falls nötig ist die Bereitschaft vorhanden, bestehende Prozesse zu optimieren. Ich finde, man darf aber auch einmal den Einsatz und die gute Grundlagenarbeit loben, die von den Mitarbeitenden in der Verwaltung geleistet wird, denn wir sind bei uns im Land sehr gut aufgestellt.
Stichwort Regierungsbildung. Wie siehst du den Zeitplan?
Ich mag ehrgeizige Ziele und so hoffe ich, dass wir mit den Koalitionsgesprächen zügig vorankommen und bald in die Legislatur starten können. Ich werde die Zeit jedenfalls nutzen, um mich in meiner neuen Aufgabe als Fraktionssprecherin zu orientieren.