Biodiversität als Schwerpunktthema
An der Artenvielfalt und dem Artenreichtum in der heimischen Flora und Fauna lassen sich wesentliche Rückschlüsse auf die Lebensqualität ziehen. Die Abnahme von Biodiversität hat dabei verschiedene Ursachen: Sowohl der Klimawandel als auch die Zersiedelung der Landschaft spielen eine grosse Rolle. Dabei kann jeder und jede Einzelne dabei helfen, die Biodiversität zu fördern.
Arbeitsgruppe im Einsatz
Sowohl beim Land bzw. der Regierung als auch in den Gemeinden wurde das Thema bereits aufgenommen. Auch die Vaterländische Union hat sich deshalb dem Thema angenommen. Nach einer sehr gut besuchten «Zeit in Liechtenstein»-Fokusveranstaltung im Herbst, welche die VU und die Frauenunion organisierten, entschied man sich im Präsidium, das Thema zu einem Schwerpunkt zu machen.
Anfangs des Jahres wurde deshalb die Arbeitsgruppe Lebensraum Liechtenstein gegründet. Sie wurde mit dem Auftrag ausgestattet, die Handlungsfelder rund um das Thema Biodiversität abzustecken und der Politik konkrete Handlungsempfehlungen mit auf den Weg zu geben. In der Arbeitsgruppe nahmen VU-Mandatare aus dem Landtag, aus den Gemeinden aber auch interessierte, VU-nahe Personen Einsitz. Geleitet wurde das Team von Christian Näff, der in der Gemeinde Gamprin-Bendern kürzlich in den Gemeinderat gewählt wurde aber bereits seit längerem in der Umweltkommission engagiert ist.
VU mit gutem Beispiel voran
Am Ende der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema entstand ein 20-seitiger Abschlussbericht mit den unterschiedlichsten Ansätzen in verschiedenen Bereichen. «Nachdem uns die Arbeitsgruppe den Bericht im Präsidium präsentiert hat, waren wir ob der guten Qualität der Übersicht sehr begeistert», erklärt VU-Präsident Thomas Zwiefelhofer. Man habe sich deshalb entschieden, den Bericht öffentlich zur Verfügung zu stellen. «Wir werden nun noch einzelne redaktionelle Anpassungen machen und wollen der Bevölkerung diese Arbeit zugänglich machen», so Zwiefelhofer. Aber damit nicht genug: Neben politischen Vorstössen hat die Vaterländische Union selbst die Erkenntnis gefasst, dass man mit gutem Beispiel vorangehen muss. Auf der Liegenschaft des Wilhelm Beck Hauses können einige Pflanzen ersetzt werden um für mehr Biodiversität zu sorgen. «Wir werden in den nächsten Wochen rund um das Wilhelm Beck Haus gemeinsam verschiedene Massnahmen treffen, um die Biodiversität zu fördern», kündigt der Präsident an. Dabei werde man von der Arbeitsgruppe Lebensraum und einer professionellen Gärtnerei unterstützt. Dazu gehöre es auch, dass man sich an der Sträuchertauschaktion der Regierung, die in Zusammenarbeit mit den Gemeinden lanciert wurde. «Natürlich werden wir – das Präsidium, die Landtagsfraktion und das Regierungsteam – auch selbst mitanpacken. Das erhöht bei uns allen das Bewusstsein für dieses wichtige Thema», freut sich Zwiefelhofer bereits auf den Aktionstag der Vaterländischen Union. (mw)
Christian Näff, VU-Gemeinderat von Gamprin, leitete die Arbeitsgruppe Lebensraum der VU. In einem Schlussbericht zeigte das Team Handlungsfelder auf, wie wir alle die Biodiversität fördern können.
Vor wenigen Monaten hat die VU die Arbeitsgruppe Lebensraum Liechtenstein ins Leben gerufen. Dabei sollen Fragen der Biodiversität im Zentrum stehen. Was war deine erste Reaktion auf die Einladung in die Arbeitsgruppe?
Christian Näff: Ich musste mich zuerst einmal ehrlich fragen, welchen Beitrag ich zu diesem Thema leisten könnte. Als gelernter Architekt und Bauherrenvertreter stellt sich mir zwar immer wieder die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen und ich entwickle entsprechende Bauprojekte. Dabei rückt auch die Biodiversität als eines von mehreren Nachhaltigkeitsthemen immer mehr in den Fokus. Meine Neugier war aber geweckt und ich habe deshalb gerne zugesagt.
Es wird international sehr viel von Klimaschutz gesprochen. Was hat Biodiversität mit diesem Thema zu tun?
Klimawandel und der Verlust der Biodiversität hängen stark zusammen, weil beide letztlich durch den übermässigen Verbrauch unserer natürlichen Ressourcen oder deren übermässige Nutzung verursacht werden. Die Auswirkungen des Klimawandels werden durch die zunehmende Bodenversiegelung in Siedlungen noch verstärkt wahrgenommen.
Vor kurzem hat die Arbeitsgruppe ihren Schlussbericht finalisiert, der in wenigen Wochen auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden wird. Was sind für dich die zentralen Erkenntnisse aus eurer Arbeit?
Der Verlust der Biodiversität ist sicher ein sehr breites Thema, weil es letztlich ja um den Umgang mit unserem natürlichen Lebensraum in all seinen Facetten geht. Eine umfassende Verbesserung der Biodiversiät ist auch deshalb nicht einfach bzw. braucht Zeit, weil viele Themenbereiche betroffen sind und viele Akteure umdenken müssen. Das heisst positiv gesagt aber auch, dass jeder in seinem persönlichen Umfeld durch sein eigenes Verhalten wie z.B durch einen bewussten Konsum etwas zur Verbesserung der Biodiversiät beitragen kann. Viele kleine Schritte, können auch einen Unterschied machen.
Biodiversität ist ein sehr vielfältiges Thema: Wie habt ihr euch der Sache genähert bzw. euch eine Übersicht verschafft?
Jede und jeder aus der Arbeitsgruppe hatte einen anderen persönlichen Zugang zum Thema und es hat am Anfang der Arbeit doch einige Diskussionen gebraucht, bis wir die aus unserer Sicht wichtigsten Kernthemen herausarbeiten konnten. Das Thema ist und bleibt aber vielfältig.
Es läuft derzeit bei der Regierung und in den Gemeinden sehr viel in diesem Bereich. Wie trägt man deiner Ansicht nach privat am besten zur Biodiversität bei? Hast du irgendwelche Tipps für unsere Leserinnen und Leser?
Ich denke jede/jeder sollte in seinem ganz persönlichen Umfeld herausfinden, wo im Sinne der Biodiversität etwas bewegt werden kann. Sei es z.B. durch die naturnahe Gestaltung des eigenen Gartens oder Balkons mit einheimischen Pflanzen, sowie einen weitgehenden Verzicht auf künstliche Düngemittel oder generell durch einen bewussten Konsum und eine bewusste Ernährung, die auf einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen abzielt. Unser Arbeitspapier kann da sicher auch weitere Anregungen geben.
Was muss deiner Ansicht nach passieren, damit der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe ein Erfolg ist?
Wir hoffen, dass es gelingt, das Thema nochmals stärker in den Köpfen der Menschen zu verankern und das eigene Verhalten etwas kritischer zu hinterfragen. Gleichzeitig möchten wir auch, dass das Thema Biodiversität noch etwas koordinierter und unter Einbezug der schon laufenden Aktivitäten auf verschiedensten Ebenen angegangen wird. Viele Akteure und auch die Gemeinden haben bereits interessante und ermutigende Projekte lanciert. Die Anlegung zahlreicher «Blumenwiesen» ist vielleicht das augenscheinlichste. Es gibt aber noch Potential für weitere Schritte z.B. in der Ausrichtung der Landwirtschaft oder bei der Einrichtung weiterer Schutzzonen in Liechtenstein. Gute Ansätze und Ideen sind da, nun gilt es konsequenter umzusetzen - im Kleinen und im Grossen.