Zeit für eine Altersstrategie!
Nicht nur die Seniorenunion sorgt sich um die Entwicklung – oder besser gesagt um die Nicht-Entwicklung – der AHV-Renten. Seit 2011 sind diese in Liechtenstein nämlich praktisch eingefroren. Wer keine Pensionskasse oder private Vorsorge vorweisen kann, muss seit 10 Jahren mehr oder weniger immer mit denselben Einküften auskommen. Einige Politiker haben es sich zum Ziel gesetzt, die AHV-Renten zu erhöhen und melden sich immer wieder prominent zu Wort. Passiert ist allerdings in dieser Frage nichts.
Die Höhe der AHV-Renten ist zwar nicht direkt an die Frage der langfristigen Sicherung der AHV geknüpft. Indirekt hätte eine Rentenerhöhung aber selbstverständlich massive Auswirkungen auf das wichtigste Sozialwerk des Landes. Auch die AHV selbst warnte wiederholt, dass «die Querwirkung derart langer Phasen ohne Rentenanpassung politisch nicht vernachlässigt werden» darf. Zudem ist aufgrund der Niedrigzinsen auch die 2. Säule unter Druck. Die Lösungssuche für jedes Problem gestaltet sich schwierig, weil dahinter oft verschiedene Interessengruppen zu verorten sind. Gerade deshalb ist es wichtig, dass nun eine Gesamtschau stattfindet. Aus der Theorie und aus der Excel-Tabellen-Mentalität muss ein Überblick vorhanden sein. Sonst wird man nicht erkennen, wo genau der Bevölkerung – oder Teilen davon – der Schuh drückt. Statistiken helfen dabei, Probleme zu erfassen. Wie sich diese im Einzelfall ausdrücken, dafür braucht es gute qualitative Analysen, um nachhaltige Lösungen zu Papier zu bringen.
Die Vaterländische Union hat in der vergangenen Legislatur das Gesellschaftsministerium wiederholt aufgefordert, endlich die nötigen Zahlen in Form eines Armutsberichts zu liefern, damit man darauf aufbauend die Herausforderungen in Angriff nehmen kann. Im Wahlkampf forderte die VU die Entwicklung einer Altersstrategie, welche die Optik aller Säulen sowie die künftigen Herausforderungen des demografischen Wandels, die uns noch bevorstehen, erfasst. Mit dieser Gesamtschau können Lösungen erarbeitet und zielgerichtet aufeinander abgestimmt werden.
Ob die Geduld der Rentner, die seit einem Jahrzehnt auf eine Erhöhung ihrer AHV warten, für solche Ansätze reicht, wage ich zu bezweifeln. Denn viele Rentner, die ausschliesslich auf die AHV angewiesen sind und sich nicht auf weitere Nebeneinkünfte stützen können, müssen heute schon jeden Rappen umdrehen. Wenn das Geld kurzfristig in der Kasse fehlt, ist für sie die langfristige Sicherung der AHV wohl eher zweitrangig.