VU trauert um Peter Sprenger
von Günther Fritz, Parteipräsident
Mit tiefer Betroffenheit mussten wir im Laufe des vergangenen Dienstags die schmerzliche Nachricht zur Kenntnis nehmen, dass der erfahrene 64-jährige Bergsteiger aus Triesen, der im Mai 2012 als erster Liechtensteiner den Mount Everest bezwungen hatte, auf dem Grat zwischen Schwarzhorn und Hinter Grauspitz auf einer Höhe von 2500 Metern tödlich verunglückt ist. Im Namen des Parteipräsidiums und der Landtagsfraktion sowie in meinem persönlichen Namen spreche ich seiner Frau Silvia, seiner Tochter Petra, seinem Sohn Martin und der ganzen Trauerfamilie unsere herzlichste Anteilnahme aus.
Ein couragierter Kämpfer für die Demokratie
Peter Sprenger gehört zu den profiliertesten VU-Politikern, die sich während des zehnjährigen Verfassungsstreits bis 2003 vehement und mit grosser Leidenschaft für die Stärkung der Volksrechte und einen Ausbau der demokratischen Elemente in der liechtensteinischen Verfassung eingesetzt haben. Für viele seiner politischen Weggefährten ist Peter Sprenger der grösste Demokrat Liechtensteins seit Wilhelm Beck. Bitter enttäuscht zeigte er sich vom Ergebnis der Volksabstimmung vom 16. März 2003, als der Landesfürst und der Erbprinz 64,3 Prozent der Stimmen für ihren Verfassungsvorschlag gewinnen konnten. Man komme um die zusammenfassende Feststellung nicht herum, dass die Verfassungsnovelle vom März 2003 eine dramatische Machtverschiebung vom Landtag und damit auch vom Volk weg hin zum Fürsten gebracht habe, betonte Peter Sprenger, als er sich im Dezember 2004 aus dem Landtag verabschiedete.
Grosser Förderer
Peter Sprenger, geboren am 29. Dezember 1953, war ein renommierter Rechtsanwalt und Treuhänder, der als Repräsentant zahlreicher gemeinnütziger Stiftungen in der liechtensteinischen Kultur- und Sportszene als grosszügiger Sponsor und feinsinniger Förderer sowie als zuverlässiger Unterstützer karitativer Institutionen hoch geschätzt wurde.
Eindrückliche Berufskarriere als Jurist
Nachdem Peter Sprenger 1975 die Matura an der Kantonsschule Schwyz absolviert hatte, studierte er von 1976 bis 1981 Rechtswissenschaften an der Universität Zürich. Von 1981 bis 1991 war er Konzipient der Anwaltskanzlei von Ivo Beck. Des Weiteren war er von 1983 bis 1991 Mitarbeiter der Treuhandgesellschaft Administral Anstalt. 1985 promovierte er an der Universität Zürich zum Doktor der Rechte und erhielt im gleichen Jahr seine Treuhänderbewilligung für das Fürstentum Liechtenstein. 1989 bestand er seine Rechtsanwaltsprüfung für das Fürstentum Liechtenstein. 1991 wurde Sprenger Vorsitzender des Verwaltungsrats der Treuhandgesellschaft Administral Anstalt. Ebenfalls 1991 gründete er seine eigene Anwaltskanzlei. Von 1992 bis 1993 war er Vorsitzender der Verwaltungsbeschwerdeinstanz. Von 1995 bis 1997 war er Vizepräsident des Staatsgerichtshofes. Peter Sprenger war unter anderem Mitglied in der Liechtensteinischen Rechtsanwaltskammer und der Liechtensteinischen Treuhändervereinigung. Vor rund einem Jahr trat er beruflich in den Ruhestand.
Politik wurde ihm in die Wiege gelegt
1997 wurde Peter Sprenger für die Vaterländische Union in den Landtag gewählt. 2001 wurde er wiedergewählt. Die VU bedeutete für ihn die Partei seiner Vorfahren, insbesondere der Gründerväter der Volkspartei zu Beginn des letzten Jahrhunderts, aber auch die Partei seines Vaters, der lange Jahre viel Zeit und Energie für das Wohlergehen der VU aufgewendet hatte. «Ich assoziiere mit der VU daher vor allem das beherzte Eintreten der Männer um Wilhelm Beck, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts dem Fürsten eine für die damalige Zeit liberale Verfassung abgerungen haben», schrieb Peter Sprenger in seinem Beitrag, der im Jubiläumsbuch zum 75. Geburtstag der VU im Jahre 2011 veröffentlicht wurde.
Sein politisches Vorbild war Wilhelm Beck
Seine Faszination für den grossen Liechtensteiner Wilhelm Beck, den Gründer der Christlich-sozialen Volkspartei, sollte Peter Sprenger sein ganzes Leben prägen. «Ich bin stolz, dass die Volkspartei Teil der VU geworden ist. Die VU ist bis heute die liberalere, demokratischere und sozialere der beiden grösseren traditionellen Parteien in Liechtenstein», hielt Peter Sprenger in der Jubiläumsausgabe der VU-Zeitung „klar.“ fest, welche Anfang 2018 aus Anlass des 100. Geburtstags der Christlich-sozialen Volkspartei erschienen ist. Peter Sprenger, der mit einer seiner Stiftungen die im 2011 erschienene Gedenkschrift «Wilhelm Beck – Ein politisches Leben» finanzierte, freute sich über die Benennung der VU-Parteizentrale als «Wilhelm Beck Haus» mit den Worten: «Das ist ein richtiges Zeichen und eine späte Ehre für einen, der seiner Heimat viel gegeben hat. Es wäre schön, wenn diese Äusserlichkeit auch der Beginn einer näher beim Gedankengut der damaligen Volkspartei politisierenden VU wäre.»
Einer, der stets sagte, was er denkt
Peter Sprenger war in den acht Jahren als Mitglied des Landtags einer, der stets sagte, was er denkt. Als er im Januar 2004, ein Jahr vor Ablauf der Legislaturperiode, das Amt des Fraktionssprechers an den VU-Abgeordneten Hugo Quaderer übergab, erklärte er unter anderem: «Ein Grund ist mein Verzicht auf eine weitere Kandidatur. Aus verschiedensten Gründen bin ich von den vergangenen sieben Jahren, insbesondere von der Verfassungsfrage, ˂gezeichnet˃ und habe auch öffentlich gesagt, dass ich auf die erpresste Verfassung keinen Eid ablege. Zu schwer wiegt für mich deren inhaltlicher und prozedurale Unrechtsgehalt.»
Peter Sprenger engagierte sich als VU-Abgeordneter in zwei Legislaturperioden von Alleinregierungen. Von 1997-2001 regierte die VU mit Regierungschef Mario Frick alleine. Sie wurde 2001-2005 durch die FBP-Alleinregierung mit Regierungschef Otmar Hasler abgelöst. Der abrupte Wechsel der VU in die grosse Oppositionspartei bedeutete für Peter Sprenger «eine tiefe und schwierige Zäsur». Peter Sprenger war zu den Landtagswahlen 2001 mit folgenden klaren Positionen angetreten: «Ich stehe für den Erhalt einer demokratischen Verfassung. Ich stehe für einen sauberen und leistungsfähigen Finanz- und Dienstleistungsplatz. Ich stehe für sozial Schwache, die in einem Wohlstandsland wie Liechtenstein nicht zu kurz kommen dürfen. Und ich stehe für eigene Entscheidungen und unbequeme Positionen.» Seine persönlichen Werthaltungen und Positionen versuchte Peter Sprenger nach seinem Vorbild Wilhelm Beck stets mit sachlichen Argumenten, grosser Leidenschaft und politischem Herzblut in die Tat umzusetzen.
Ein Liebhaber von tiefsinnigen Zitaten
Die Landtagsvoten, Zeitungsinterviews und Meinungsbeiträge von Peter Sprenger waren oft geprägt von tiefsinnigen Zitaten, welche seine Anschauungen auf den Punkt brachten. So zitierte er einmal den französischen Philosophen Voltaire: «Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, dass Sie ihre Meinung frei äussern können.» Nur in einem solchen Klima der Toleranz und des Akzeptierens abweichender Meinungen kann nach Meinung von Peter Sprenger eine lebendige Demokratie entstehen und leben. Und für das Recht der freien Meinungsäusserung hat sich Peter Sprenger zeit seines Lebens als couragierter Demokrat mit ganzer Kraft eingesetzt.
Ein erfahrener Bergsteiger und Alpinist
Zu seinen Hobbies gehörten insbesondere Radfahren, Skitouren, Langlaufen und Lesen. Vor allem das Bergsteigen hatte es ihm angetan. Als weit in der Welt gereister Alpinist nahm er leidenschaftlich gerne grosse Herausforderungen an. Am Freitag, 25. Mai 2012, stand Peter Sprenger um ca. 4 Uhr in der Früh mit dem Schweizer Bergführer Diego Wellig und weiteren Expeditionsteilnehmenden auf der höchsten Aussichtsplattform der Welt, dem Mount Everest (8848 m). Peter Sprenger ist somit der erste Liechtensteiner, der das «Dach der Welt» bestiegen hat. Am Dienstag brach unser treuer Parteifreund Peter Sprenger zu seiner letzten Tour in den heimischen Bergen auf. Vom Grat zwischen Schwarzhorn und Hinter Grauspitz sollte er nicht mehr lebend zurückkehren.
Das «demokratische Gewissen» der VU
Die Stimme eines Liechtensteiner Demokraten mit Leib und Sele ist für immer verstummt. Sein politisches Vermächtnis reiht sich nahtlos an das politische Erbe seines Vorbilds Wilhelm Beck. Peter Sprenger wird in der Vaterländischen Union stets als kritischer Geist und «demokratisches Gewissen» nachhaltig in Erinnerung bleiben. Seine Stimme wird den Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern weiterhin zurufen: Gebt acht auf eure demokratischen Rechte und kämpft dafür! Die Vaterländische Union wird Peter Sprenger immer in dankbarer und ehrender Erinnerung behalten. Peter, ruhe in Frieden!