Von der Teflonstrategie des amtierenden Gesundheitsministers zur Vollgas-Vorwärts-Strategie
In Liechtenstein offenbart die Teflonschicht des Gesundheitsministers eine bedenkliche Trägheit, obwohl die zunehmende Suchtproblematik und die Zunahme von Erschöpfungszuständen längst nach einem psychiatrischen Konzept schreien.
Unnötig verschärft wird die prekäre Situation durch die wiederholte Verschiebung des längst überfälligen Psychiatriekonzeptes, das immer wieder angekündigt, aber nicht umgesetzt wird. Auch der zuletzt für dieses Frühjahr in Aussicht gestellte Termin zur Vorlage des Konzepts wird wieder nicht eingehalten. Diese wiederholten Verzögerungen unterstreichen die Ignoranz, mit der die Verantwortlichen agieren.
Seit dem 1. Januar 2023 treten die beiden bisher eigenständigen Psychiatrie St.Gallen Nord und Psychiatrie-Dienste Süd als ein Unternehmen mit dem Namen «Psychiatrie St.Gallen» auf. Ziel ist es, das bereits bestehende gute und dichte Versorgungsnetz weiter auszubauen und die vorhandenen Ressourcen stärker zu bündeln. In Liechtenstein scheint der Gesundheitsminister über eine Teflonschicht zu verfügen, die ihn gegen Empathie, Kooperationsbereitschaft und verbindliche Zeitvorgaben immunisiert und damit den notwendigen Reformprozess torpediert.
Die fehlende Umsetzung von Sofortmassnahmen und das Fehlen einer spezialisierten Notfallpsychiatrie für psychische Gesundheit zementieren den dringenden Handlungsbedarf. Expertinnen und Experten wie die Psychologin Nadine Hilti, der Psychiater Marc Risch, der Kinderarzt René Kindli und Margot Sele (ehem.) von der Ombudsstelle für Kinder und Jugendliche erkennen einen akuten Notstand in der Versorgung psychisch kranker Minderjähriger.
Eine im Oktober/November 2023 in Liechtenstein durchgeführte Elternbefragung unterstreicht die Schwierigkeiten vieler Familien, geeignete psychosoziale Angebote zu finden. Trotz der im europäischen Vergleich hohen Zahl an Fachkräften in der Schweiz sind auch dort lange Wartezeiten ein Problem, allerdings zeigt sich die Schweiz proaktiver im Umgang mit diesen Herausforderungen. Im Bericht des Schweizerischen Jugendrates wird die psychische Gesundheit als prioritär eingestuft, da jeder fünfte Jugendliche unter psychischen Problemen leidet. Der Bundesrat betont die Bedeutung eines niederschwelligen Zugangs
zu psychosozialen Angeboten und erklärt die psychische Gesundheit sowie eine umfassende Versorgung zu einer gesundheitspolitischen Priorität. Die Teflonschicht des liechtensteinischen Gesundheitsministers hat zu einem Notstand geführt, von dem insbesondere Kinder und Jugendliche betroffen sind. Ein koordiniertes Vorgehen wie in der Schweiz könnte auch in Liechtenstein die dringend notwendigen Reformen vorantreiben. Von zentraler Bedeutung ist die Umsetzung eines patientenorientierten, integrierten Versorgungssystems, das frühzeitige und gezielte Interventionen ermöglicht. Dazu bedarf es einer evidenzbasierten Gesamtstrategie, welche die OBSAN-Statistiken für Liechtenstein nutzbar macht, Versorgungslücken aufzeigt und diese zeitnah schliesst.
Es ist dringend notwendig, dass sich die Verantwortlichen mit Unterstützung von Expertinnen und Experten in Liechtenstein der Herausforderung stellen und mit Transparenz, Effizienz und Empathie handeln, um die psychische Gesundheitskrise zu bewältigen und Versorgungsstandards zu etablieren, die den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen.
Hinter jedem Suizid stehen einige Suizidversuche. Jeder steht für die Dringlichkeit eines breiten, alle Altersgruppen umfassenden präventiven Versorgungskonzeptes. Auf der Basis einer datengestützten Planung, soll es dabei helfen, dem wachsenden Bedarf an psychosozialer Versorgung wirksam zu begegnen.