«Verdrängung wird uns nicht weiterhelfen»
Ja, die vielzitierte relative Armut sollte doch kein Schicksal sein – sondern durch eine gezielte, individuelle Rezeptur behandelt werden. Für die richtige Diagnose braucht es Zahlen, Daten und Fakten, weil weder verdrängte Probleme noch schönfärberische Leistungsausweise, keine Schwarzmalerei und am allerwenigsten Realitätsferne werden uns weiterhelfen. Aufgrund der Kosten für Pflegeleistungen, der nicht mehr zeitgemässen Ergänzungsleistung und aufgrund der Daten aus der Beantwortung unserer Interpellation zur finanziellen Situation im Rentenalter forderte die VU den dritten Armutsbericht, um dadurch nicht nur für die Rentner, sondern auch für andere Härtefälle Klarheit zu bekommen.
Ja, es gibt Missbrauch bei den Sozialempfän- gern, der aktiv bekämpft werden muss. Ja, in dieser turbulenten Zeit geraten einige fleissige Personen unverschuldet in eine missliche Lage. Ausserdem gibt es Eltern, die Tag für Tag zur Arbeit gehen und für die es trotzdem nicht reicht. Ja, die Schere zwischen Arm und Reich ist immens.
Eine nachhaltige Lösung sehe ich in einem frühzeitigen Erkennen von Ursachen sowie einer gemeinsamen Hilfe zur Selbsthilfe. Kummer und Sorgen bereiten mir jene, die aus Scham, übertriebener Genügsamkeit oder aus Furcht vor Reaktionen auf Hilfe verzichten. Ein ausgebautes Care Management könnte als feinmaschiges Auffangnetz dienen.
Lasst uns «zemma» Sorge dafür tragen, dass sich niemand abgehängt fühlt und alle zuversichtlich in eine positive Zukunft blicken können.