Skizzen zum Wandel des Alters
Wir alle kennen den etwas sperrigen Begriff des «demographischen Wandels», welcher die Veränderung der Altersstruktur unserer Bevölkerung aufgrund zweier Trends beschreibt. Die Erhöhung der Lebenserwartung, - welche sich im Laufe des 20. Jahrhunderts von 40 auf über 80 Jahre und somit mehr als verdoppelt hat - einerseits, die rückgängige Geburtenrate - also die Zunahme der älteren Bevölkerungsschichten gegenüber den jüngeren - andererseits.
Es wird mehr ältere Menschen geben und unter diesen werden mehr Hochaltrige sein als je zuvor. Im Fokus der Forschung sind Tendenzen im Strukturwandel des Alters wie Verjüngung, Entberuflichung, Feminisierung, Singularisierung und die bereits genannte Hochaltrigkeit. Dabei muss der Begriff Alter heute weit komplexer verstanden werden, als dass er vorwiegend die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt beschreibt.
Grob differenzieren wir die Lebensphase Alter in das dritte Lebensalter (Phase der Nacherwerbstätigkeit, 60+) und in das vierte Lebensalter (Phase der Fragilität, 80+). Fachleute unterscheiden heute gar vier Lebensphasen im Alter:
1. Übertritt und Anpassung,
2. Gesundes Rentenalter,
3. Lebensalter verstärkter Fragilisierung und
4. Pflegebedürftigkeit und Lebensende.
Merkmale aller Lebensphasen sind lebenslanges Lernen, sich Herausforderungen zu stellen, diese zu bewältigen und das Fremdbestimmtsein versus selbst bestimmen zu dürfen. In jedem Lebensbereich und ganz besonders im Alter, spielen dabei nebst den staatlich zur Verfügung gestellten auch die individuellen Ressourcen eine wesentliche Rolle.
Auf den Begriff der Feminisierung möchte ich diesbezüglich genauer eingehen. Damit ist gemeint, dass zwei Drittel der Älteren, bei den über 75-jährigen sogar drei Viertel, Frauen sind. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Lebenserwartung und geschlechtsspezifisches Heiratsverhalten führen dazu, dass Frauen stärker von den Problemen und Herausforderungen des Alters betroffen sind als Männer.
Da Frauen meist Männer ehelichen, die älter als sie selbst sind, sind es häufig Frauen, die sich um einen pflegebedürftigen Partner zu kümmern haben. Höhere
Lebenserwartung und Heiratsverhalten führen auch dazu, dass Frauen häufiger eine Verwitwung erleiden als Männer. Kindererziehung, Haushaltsführung und die damit oft verbundene Reduktion oder Beendigung der Erwerbstätigkeit und/oder eine Scheidung mit der Folge des alleinerziehenden Status führen noch immer zu weitreichenden Konsequenzen in der finanziellen Altersvorsorge - nicht nur, aber besonders von Frauen. Detaillierte Ausführungen dazu finden sich in der Spezialbroschüre der infra «Altersvorsorge».
Für uns alle aber gilt: Durch den demographischen Wandel werden gesellschaftliche Herausforderungen wie die Finanzierung der Grund-versorgung und der Sozialversicherungen, die Vorsorge und Pflege, neue Wohnformen, Demenz, Sucht im Alter, Einsamkeit, Altersarmut, der Gendergap, Verkehr und öffentlicher Raum, Barrierefreiheit und Technik und viele weitere Themen immer weitreichendere Bedeutung erlangen. Verschiedenste Disziplinen setzen sich deshalb mit den Herausforderungen und Fragen des Alters auseinander: Die Gerontologie, die Biologie, die Psychologie, die Medizin, die Soziologie, die Soziale Arbeit usw. Und alle obgenannten Themen liessen sich ausgiebig und lohnend vertiefen.
Im Interview mit Johanna Heeb, welche die Frauenunion in der «Arbeitsgruppe AHV» innerhalb der VU vertreten hat, geht es aber um die wichtige Sicherung des Sozialwerkes AHV. Die Politik und damit der Staat muss sich zwingend mit der immer älter werdenden Gesellschaft und den entsprechenden Herausforderungen auseinandersetzen. Eine Verschiebung dieses Themas und langfristiger Lösungen generiert andere Probleme. Deshalb setzt sich die VU mit ihrem Postulat auch für eine stabile und langfristig ausgerichtete AHV Strategie ein.