Qualitäten einer Regierungschefin
FBP-Regierungsrätin Aurelia Frick ist wegen geschwärzter Listen massiv unter Druck – und zwar nachhaltig. Nun erklärte sie eine Woche nach dem Landtag, in dem sie öffentlich in Erklärungsnotstand geriet, sie hätte Lust, Regierungschefin zu werden. Das nehmen ihr nun auch die «Eigenen» übel: Vom FBP-Parteipräsidium gab’s per Medienmitteilung einen Rüffel und einen Korb für diese Ambitionen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie den Rückhalt der Partei verloren hat.
Es war wieder einmal Freitag. Spätestens beim Kult-Interview mit Petra Matt auf Radio L am Mittag wurden Erinnerungen an eine andere Geschichte der Ministerin wach: Es ging um Reisespesen. Der Landtag verwehrte ihr den Nachtragskredit und kassierte dafür sogar mediale Schelte aus dem Ausland. Die Ministerin stand nach dem Radio-Interview besser da als vorher. Das alles blieb aber nicht ohne Nebengeräusche: Seit dieser Zeit ist es ein offenes Geheimnis, dass die schillernde Regierungsrätin der FBP von vielen noch geduldet, aber in der Partei nicht mehr besonders beliebt ist. Wenn es nun für die Bürgerpartei alles glatt läuft, kann sie bei einem frühzeitigen Rücktritt oder einem Misstrauensvotum noch während der Legislatur jemand Neues für die kommenden Wahlen an den Start bringen. Denn für die GPK sei nach wie vor nicht klar, ob die Ministerin hier «wirtschaftlich und sparsam» gehaushaltet hat. Vor genau zwei Wochen reichte die FBP-Fraktion das «Postulat zum verantwortungs-vollen Umgang mit staatlichen Überschüssen und Reserven» ein. «Ironie ist die letzte Phase der Enttäuschung», meinte der Nobelpreisträger Anatole France.
Während dieses ganzen Dramas zwischen Reisen und Beratern stellen sich viele zurecht die Frage nach der Führung: Immerhin betrifft es ein Regierungsmitglied. Sollte sich da nicht auch der Regierungschef zu Wort melden? Selbst wenn er im Ausland weilt: Mit den heutigen Mitteln der Technik sollte eine Stellungnahme – egal woher – möglich sein. Vielleicht gelingt es ihm aber, auch diese Affäre mit dem wohl schillerndsten Mitglied in seinem Kollegium erfolgreich auszusitzen.
Sowohl eine Frau als auch ein Mann kann das Land führen. Dafür braucht es aber meiner Meinung nach unter anderem Bescheidenheit, Ehrlichkeit, Volksnähe, Bodenständigkeit, Leistungsorientierung und Fingerspitzengefühl. Und wenn jemand diese Qualitäten mitbringt, spielt das Geschlecht keine Rolle.