Postulat zur Zeitvorsorge überwiesen
Bereits am ersten Sessionstag des Landtags gibt es einen Erfolg für Liechtenstein zu feiern. Der Vorstoss zur Etablierung einer Zeitvorsorge in Liechtenstein lädt die Regierung ein, Ansätze, die u.a. in der Schweiz und Österreich bestehen zu prüfen. Violanda Lanter-Koller erklärte den Ansatz in der Debatte nachvollziehbar: «Ein Zeitvorsorgesystem würde ehrenamtliches Engagement – zum Beispiel in der Betreuung und Pflege von Kindern oder älterer Menschen – mit Zeitgutschriften honorieren, welche die Menschen dann einlösen können, wenn sie selbst auf freiwilliges Engagement angewiesen sind.» Damit könnten Rücklagen für demografische Herausforderungen gebildet werden - in diesem Fall in der Währung «Zeit». Solche Zeitvorsorge-Modelle gibt es bereits in Vorarlberg und St. Gallen.
Grossen Rückhalt gab es auch aus den Reihen der Opposition. Georg Kaufmann (FL) betonte beispielsweise, dass die zunehmende Individualisierung das Ehrenamt vor neue Probleme stelle. Liechtenstein habe dank seiner Kleinheit die optimalen Voraussetzungen, um ein solches Zeitvorsorge-Projekt umzusetzen.
«Dieses Postulat trifft den Nagel auf den Kopf», meinte auch Thomas Rehak von der «Neuen Fraktion». Natürlich könne man damit nicht alle demographischen Probleme lösen, doch es sei ein Schritt in die richtige Richtung. Sein Fraktionskollege Herbert Elkuch brachte sogar noch einen Input, dass dies auch für Langzeitarbeitslose eine Möglichkeit darstellt, für das Alter in Form von Zeit vorzusorgen. VU-Fraktionssprecher Günter Vogt verdankte die mehrheitlich positiven Voten und bekräftigte noch einmal die Stossrichtung: «Manchmal braucht es halt innovative Lösungen und Ideen, um die grossen demographischen Herausforderungen anzugehen.»
Mehrheit der FBP mit ablehnender Haltung
Widerstand kam – nicht unerwartet – aus den Reihen der FBP. Elfried Hasler, Wendelin Lampert und Eugen Nägele begründeten ihre Ablehnung primär mit dem Argument, dass sie zum einen das nicht als staatliche Aufgabe sehen und dass die Zeitvorsorge – wenn sie schon so gut laufe – doch für Private rentabel sein könnte. Zum anderen erreichen die Modelle – wenn man es mit anderen Ländern vergleiche – nicht so viele Menschen und seien daher ein «Tropfen auf den heissen Stein». VU-Fraktionssprecher Günter Vogt entgegen, dass bei staatlichem Betreiben und beim Erschliessen der Synergien mit bestehenden Angeboten, beispielsweise mit dem Seniorenbund, die Reichweite erhöht werden könne. Den aufgeworfenen Fragen der FBP hielt Harry Quaderer (DU) entgegen, dass diese von der Regierung in der Postulatsbeantwortung gelöst würden, weshalb er dem Postulat ebenfalls zustimme.
Am Ende sprachen sich 19 Abgeordnete für die Überweisung an die Regierung. Die VU dankt den konstruktiven Voten und hofft, dass die Umsetzung dieses innovativen Ansatzes durch das Gesellschaftsministerium zu einer zusätzlichen Möglichkeit für Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner führt, um vorzusorgen.
In diesen Zusammenhang kann man übrigens auch auf die Veranstaltung im Haus Gutenberg am kommenden Dienstag hinweisen, bei dem das Thema ebenfalls beleuchtet wird. Weitere Infos gibts unter folgendem Link:
Veranstaltung: Betreuung und Pflege, wertvoll und nahe am Menschen