«Politische Entscheidungsfindung ist komplexer als Buchhalten»
Die erneute Prüfung des IWF-Beitritts ist Bestandteil einer erwartungsgemäss wenig Ideen strotzenden, neuen Finanzplatzstrategie des Regierungschefs. Dass der Bankenverband als dessen treuer Claqueur schon aufgrund dieser Ankündigung in Jubelstimmung gerät, überrascht ebenso wenig. Die in Schwammigkeit wohlklingend formulierten Vorteile eines Beitritts müssen in der Diskussion aber den Nachteilen eines Nichtbeitritts standhalten. Zumindest auf die Schnelle kommen mir keine in den Sinn, unter denen Liechtenstein in den Jahren seit der letzten negativ ausgefallenen Evaluation offenkundig gelitten hätte.Dass ein Beitritt nichts koste, weil unser gottlob laufend mit einem Triple A bewertetes Land die letztmals im Raum stehenden 50 Millionen Dollar Eintrittsgebühr bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten wieder zurückholen könne, ist eine buchhalterisch korrekte Aussage. Ob sie ankommt, wird die Diskussion weisen, denn politische Entscheidungsfindung ist komplexer als Buchhalten. Aber immerhin dürften wir dann auch einen wackeren Gouverneur nach Washington schicken, der als Vertreter des gerne grossen, allfälligen 190. Mitgliedsstaates einen Anteil von etwa einem Tausendstel aller Stimmrechte halten würde.