Neubau für optimale Grundversorgung
von Parteipräsident Günther Fritz
Das von den Unabhängigen gebildete Nein-Komitee spricht sich gegen den Neubau des Landesspitals auf dem Wille-Areal vor allem deshalb aus, weil man sich in den letzten Jahren zu wenig um eine Kooperation mit dem Spital Grabs bemüht habe. Auch sollte man zuerst wissen, was im Spital passiert und nicht wie die Hülle aussieht. Weiter wird kritisiert, dass die Ergebnisse der Bevölkerungsumfrage nicht ernst genommen worden seien. Ein Blick zurück zeigt jedoch das Gegenteil: Die Bevölkerung wurde sehr ernst genommen. Das Landespital hat seine Hausaufgaben gemacht.
86 Prozent für eigenes Spital
Eine durch das Liechtenstein-Institut anfangs 2012 durchgeführte repräsentative Umfrage hatte ergeben, dass sich 86 Prozent der Befragten grundsätzlich für ein eigenständiges Landesspital aussprechen. Der Verpflichtungskredit von 83 Mio. Franken scheiterte Ende Oktober 2011 weniger an den Kosten, sondern mehr am Gegenwert für diese Kosten. So wurden insbesondere Zweifel an der Qualität des bis dahin bestehenden Belegarztsystems geäussert.
Seit der Umsetzung der neuen Strategie im Jahr 2012 konnte das Landesspital dank Einführung des Hybridsystems mit festangestellten Ärzten und fallweise zugezogenen Belegärzten unter der Führung von Chefärzten die Qualität konsequent ausbauen, was durch das zunehmende Vertrauen der liechtensteinischen Bevölkerung und die nachweisbare Zufriedenheit der Patienten unterstrichen wird.
Klar definiertes Leistungsangebot
Weiter hatte die damalige Umfrage ergeben, dass die Befragten eine enge Anbindung an die Spitalregion, die Abstimmung der Leistungsangebote, eine Spezialisie-
rung mit entsprechend überzeugenden qualitativen Leistungen sowie eine Kooperation zwischen den Spitälern bevorzugen. Gleichzeitig sollte das Landesspital ein gewisses Mass an Eigenständigkeit bewahren und ein definiertes und attraktives Leistungsangebot auf hohem Niveau unterhalten. Infolgedessen hat sich das Landesspital mit dem im Dezember 2012 erteilten Segen des Landtags strategisch neu ausgerichtet.
So wird das Landesspital heute mit einer Mischung aus angestellten Ärzten und Belegärzten als Akutspital geführt, um eine optimale ambulante und stationäre Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Kernstück der neuen Strategie ist neben dem unbedingten Qualitätsanspruch die Kooperation mit dem Kantonsspital Graubünden als Zentrumsspital. Der Leistungsumfang umfasst klar definierte minimale, optionale und ausgeschlossene Leistungen und kann je nach aktuellen Bedürfnissen weiterentwickelt werden. Wer also anmahnt, man müsse zuerst wissen, was in den Neubau komme, weiss nicht über die klare strategische Neuausrichtung und das klar definierte Leistungsangebot Bescheid. Den Vorstellungen der Bevölkerung, was das Landesspital in hoher Qualität und enger Kooperation mit einem Zentrumsspital anbieten soll, wurde also Rechnung getragen.
Konkurrenz fördert Qualität
Wenn das Landesspital aber weiterhin seinem Grundversorgungsauftrag im ambulanten und stationären Spitalbereich im Rahmen eines 24/7-Notfalldienstes nachkommen soll, braucht Vaduz ohne Wenn und Aber rund um die Uhr eine gut funktionierende Chirurgie, eine gut funktionierende Innere Medizin und eine gut funktionierende Anästhesie. Und damit begibt sich Vaduz automatisch in eine Konkurrenzstrategie zu Grabs. Wer also ja zu einer Grundversorgung in einem eigenen liechtensteinischen Akutspital sagt, muss mit einem gewissen Ausmass von Wettbewerb zwischen Grabs und Vaduz rechnen.
Tägliche Kooperation mit Grabs
Ein Grossteil der liechtensteinischen Bevölkerung fühlt sich mit dem Spital Grabs traditionell eng verbunden. So stammten z. B. im Jahr 2017 am Spital Grabs 2265 stationäre Fälle aus Liechtenstein. Das zeigt, dass Liechtenstein mit dem Vertragsspital Grabs als Grundversorgungsspital tagtäglich gut zusammenarbeitet. Die freie Spitalwahl wird auch künftig nicht tangiert sein.
Bei einer weitergehenden Kooperation würde es um eine Aufteilung der Spezialgebiete gehen. Ohne gemeinsame Trägerschaft, die trotz Bemühungen vonseiten Liechtensteins nie zustandekommen ist, wären diesbezüglich wahrscheinlich Dauerdiskussionen um rentable und unrentable Leistungen vorprogrammiert. Nehmen wir zum Beispiel die Idee der Freien Liste, sich in Vaduz auf Geriartrie, Akutgeriatrie und Palliativmedizin zu konzentrieren. Um in diesen Disziplinen ohne grosse Defizite einigermassen über die Runden zu kommen, bräuchte es die Bereitschaft des Kantons St. Gallen, den Grossteil der Fälle aus der Spitalregion in Vaduz behandeln zu lassen. Die vergangenen Erfahrungen haben gezeigt, dass diese Bereitschaft nicht sonderlich hoch ist.
Und falls sich Liechtenstein inzwischen der Spitalregion Rheintal-Werdenberg-Sarganserland angeschlossen hätte, wäre Vaduz mit Garantie der sechste regionale Spitalstandort, dem angesichts der Neuausrichtung der St. Galler Spitalpolitik die Schliessung droht.
Wer sich also für eine eigene Grundversorgung und die Wahrung der Handlungsfreiheit ausspricht, sollte am 24. November ein beherztes Ja zum Kredit für den Neubau auf dem Wille-Areal abgeben. Denn durch den Neubau kann die heute erreichte Qualität weiter ausgebaut werden. Ein Neubau bietet endlich die Möglichkeit, die Betriebsabläufe effizient zu gestalten und Leerläufe für Ärzte und Pflegekräfte zu vermeiden. Geben Sie dem Landesspital die Chance, durch klar verbesserte strukturelle Rahmenbindungen eine optimale Grundversorgung sicherzustellen!