«Nur mit radikalen Parolen erreicht man nichts»
Interview: Elias Quaderer
Simon Welte, wie sind Sie zur Politik gekommen?
Simon Welte: Ich interessierte mich schon immer für alle möglichen politischen Themen – unabhängig davon, ob sie das In- oder Ausland betreffen. Das Interesse, sich in Themen einzulesen und eine eigene Meinung zu bilden, führte mich dann in die Politik.
Und was führte Sie zur Jugendunion?
Mein Engagement für die VU begann, als meine Mutter in den Triesenberger Gemeinderat gewählt wurde. Seitdem besuchte ich immer wieder einmal VU-Veranstaltungen. Vor gut einem Jahr wurde ich dann von Parteipräsident Günther Fritz angefragt, ob ich mich nicht noch etwas stärker für die Partei engagieren möchte. Ich habe zugesagt und wurde bereits in diesem Frühjahr mit der Aufgabe betraut: «Simon, such einen neuen Vorstand!»
Wie schwer war es, neue Mitglieder zu finden?
Die Suche gestaltete sich wegen der Coronakrise zwar schwierig, aber ich fand doch fünf weitere junge Erwachsene, mit denen ich gut zusammenarbeiten kann. Und so haben wir die Jugenduni- on schliesslich neu aufgegleist.
Welche Themen brennen der Jugend unter den Nägeln?
Die Gesundheitsversorgung ist sicher ein Thema – es muss unbedingt etwas gegen die ständige Kostensteigerung der Krankenkassenprämien unter- nommen werden. Ein anderes Thema ist auch die Jugendkriminalität und der Drogenkonsum. Es sind momentan einfach zu viele Drogen im Umlauf. Darum ist «Law and Order» sicher auch für Jugendliche ein hochaktuelles Thema.
Wie meinen Sie das?
Viele in meinem Alter sind der Meinung: Es kann nicht sein, dass einige Jugendliche dem Gesetz einfach auf der Nase herumtanzen; hier stimmt etwas nicht mehr. Aber konkrete Lösungsansätze für diese Probleme befinden sich noch in der Ausarbeitung; wir müssen uns in die Unterlagen einlesen. Wir wurden ja alle erst vor zwei Wochen gewählt.
Sie haben kürzlich angemerkt, dass die grüne Politik mit «einfachen Parolen» hantiert. Ist Klima- und Umweltschutz kein Thema bei der Jugendunion?
Klima- und Umweltschutz ist ein wichtiges Thema und darf natürlich keinem Jugendlichen egal sein. Aber der Unterschied ist: Wir bringen es an den Mann. Ich bin klar dagegen, wenn einfach gefordert wird, man muss dieses und jenes abschalten, ohne sich der wirtschaftlichen Konsequenzen bewusst zu sein. Wir wollen Lösungen für das Problem ausarbeiten und abklären, wie die Möglichkeiten für deren Umsetzung stehen. Nur mit radikalen Parolen erreicht man nichts.
Benötigt es nicht eine gewisse Radikalität, um sich Gehör zu verschaffen?
Es kommt darauf an, wie man die Sache aufgleist. Ich sage: Arbeite das Thema heraus, mach eine Mappe, präsentiere sie und bleib hartnäckig. Das ist meinerEs kommt darauf an, wie man die Sache aufgleist. Ich sage: Arbeite das Thema heraus, mach eine Mappe, präsentiere sie und bleib hartnäckig. Das ist meiner Meinung nach zielführender als jeden Freitag auf dem Peter-Kaiser-Platz zu demonstrieren. Letzten Endes muss man Mehrheiten bilden können. Es genügt nicht, mit 50 Personen etwas durchzwängen zu wollen, was das gesamte Land betrifft.
Wie weit geht der politische Aktivismus der Jugendunion? Wird mehr unternommen, als nur Mitglieder zu Grill- und Fondueabenden einzuladen?
Klar ist, dass die Aktivitäten in der Jugendunion kein Nebenberuf werden sollen. Aber es ist momentan auf keinen Fall so, dass wir uns nur zu einem gemütlichen Bier treffen. Zurzeit hat das Politische Vorrang gegenüber dem Geselligen.
Wie sieht Ihr Plan aus?
Wir müssen zuerst einen Grundstein für die Jugendunion setzen und unseren Fahrplan für die künftigen Aktivitäten festlegen: Wir diskutieren miteinander, greifen politische Themen auf, versuchen Lösungen auszuarbeiten und suchen das Gespräch mit den VU-Regierungsräten. Das Ziel der Jugendunion ist, sich konstruktiv in die Landespolitik einzubringen.
Wirkt das auf Jugendliche nicht zu langweilig?
Logisch benötigt es auch gesellige Ver- anstaltungen, um Jugendliche abzuho- len. Aber wir wollen kein Party-Club, kein Pläuschler-Verein werden. Ich möchte mit den Jugendlichen diskutie- ren und ihre Meinungen abholen – dies ist nur möglich, wenn wir Treffen ansetzen, an denen man explizit bestimmte politische Themen bespricht.
Was bietet die Jugendunion, was andere Jungparteien nicht bieten?
Wir haben einen festen Zusammenhalt – alle sechs neuen Vorstandsmitglieder ziehen gemeinsam an einem Strang. Aber die Zusammenarbeit funktioniert nicht nur innerhalb der Jugendunion, sondern auch darüber hinaus: Wir stehen in engem Kontakt mit dem Parteipräsidenten, den Ortsvorständen, den VU-Gemeindevorstehern, den Landtagsabgeordneten und den Regierungsräten. Wir haben diese gesamte VU-Infrastruktur hinter unserem Rücken. Somit verfügen wir auch über die Möglichkeit, die Ziele, die wir ausarbeiten, weiter voranzubringen. Umgekehrt arbeiten wird durch den Austausch mit der Landespartei unsere Forderungen auch detaillierter aus; wir bringen Vorschläge, die Hand und Fuss haben, und hauen nicht einfach nur plumpe Parolen hinaus.
Die VU-Regierungsräte boten dem neu gewählten Vorstand an, sich bald mit ihm zu treffen. Was erhof- fen Sie sich vom Gespräch?
Wir werden uns zuerst noch intern absprechen, auf welche konkreten Themen wir beim Gespräch mit den Regierungsräten eingehen wollen. Für mich wird beim Austausch aber besonders wichtig sein, inwiefern wir den Regierungsräten unsere Hilfe anbieten können. Was haben wir für Möglichkeiten, sie in Hinblick auf die Landtagswahlen zu unterstützen? Was erwarten sie von uns?
Einst portierte die JU eigene Kandidaten auf die VU-Wahlliste. Werden solche Überlegungen bei der heutigen Jugendunion auch in den Raum gestellt?
Ich muss sagen, dass ich erst vor Kurzem davon gehört habe. Aber ich fand die Idee von Anfang an cool. Momentan ist jedoch einfach die Zeit zu kurz, um sich zu überlegen, ob wir einen Kandidaten hätten – jemand, der Chancen hätte und auch über genügend Erfahrung verfügt. In vier Jahren wird das sicher diskutiert werden.
Sie könnten ja selbst kandidieren.
Ob ich mich selbst allenfalls 2025 zur Wahl stellen würde, kann ich noch nicht sagen. Zuerst muss ich sehen, wo ich in vier Jahren stehe und ob meine berufliche Stellung mit einem Landtagsmandat vereinbar wäre. Aber wer weiss? Auf jeden Fall sind wir optimistisch, dass wir bei den Landtagswahlen in vier Jahren einen Kandidaten aus der JU auf der VU-Wahlliste haben werden.