Gesamtverkehrslösung als Ziel
Herr Hilti, bald sind Wahlen und die Bevölkerung beschäftigt vor allem ein Thema: der Verkehr! Was sind die verkehrspolitischen Ziele der VU Schaan?
Daniel Hilti: Wir erkennen mehr und mehr, dass Schaan die Verkehrspolitik nicht alleine lösen kann. Wir sind auf die Mitarbeit des ganzen Landes angewiesen. In den letzten Jahren haben wir mit der Industriestrasse, mit dem Ausbau des Fuss- und Radwegnetzes und mit verkehrsberuhigenden Massnahmen in den Quartieren zwar einiges erreicht, kommen aber trotz allem an Grenzen des Möglichen. Die Gemeinde möchte nun wissen, wie die Schaaner Bevölkerung die Verkehrsentwicklung sieht.
Was heisst das konkret?
Wir wollen eine aktive Rolle in der Verkehrsplanung Liechtenstein einnehmen und bereiten uns dafür vor. Die Probleme können nur gemeinsam mit allen Akteuren und mit der Bevölkerung gelöst werden. Aus diesem Grund werden wir dem Gemeinderat vorschlagen, eine umfassende Verkehrsumfrage in der Gemeinde Schaan zu machen. Dabei sollen sämtliche Themenbereiche zur Verkehrspolitik von Mobilitätskonzepten über den Langsamverkehr bis hin zum öffentlichen und motorisierten Individualverkehr abgefragt werden. Im Herbst sollen die Resultate zusammen mit der Bevölkerung diskutiert und erste Schlüsse gezogen werden.
Ist das Vorgehen mit der Regierung und den Gemeinden abgesprochen? Könnten diese Bemühungen nicht vom Land Liechtenstein als ein Vorpreschen bzw. ein Untergraben der jeweiligen Autorität gewertet werden?
Nein, ganz und gar nicht. Wir unterstützen die Bemühungen der Regierung im Zusammenhang mit dem Entwicklungskonzept Unterland und Schaan ausdrücklich. Der eingeschlagene Weg ist der einzig mögliche zum Erfolg - gemeinsam mit den Gemeinden in Richtung Gesamtlösung. Ich denke aber, dass sich alle im Klaren sind, dass das Entwicklungskonzept Unterland und Schaan nach und nach auf das gesamte Land ausgedehnt werden muss. Darauf bereiten wir uns vor. Die Umfrage soll uns helfen, die langfristigen Zielsetzungen zu definieren, ebenso wichtig ist zu erfahren, was Schaan kurz- und mittelfristig alleine machen kann. Die Umfrage soll sich mit der Verkehrsproblematik Schaan befassen, sie hat nicht den Anspruch, die landesweite Verkehrspolitik zu definieren.
Von vielen Betroffenen wird auch Tempo 30 gefordert. Was halten Sie davon?
Die Gemeinde Schaan hat in den letzten 20 Jahren zur Sicherung der Schulwege und zur allgemeinen Verkehrssicherheit Trottoirüberfahrten und Horizontal- und Vertikalversätze gebaut. Diese Massnahmen haben sich bewährt. Die Erfahrungswerte aus den Verkehrsmessungen zeigen, dass in sämtlichen Quartieren durchschnittlich zwischen 40 und 45 km/h gefahren wird. Natürlich gibt es immer wieder einzelne Ausreisser, die zu schnell fahren. Die flächendeckende Einführung von Tempo 30 hätte zur Folge, dass praktisch alle Trottoirüberfahrten abgebrochen und mit Ausnahme jener in unmittelbarer Nähe von Schulhäusern auch sämtliche Zebrastreifen entfernt werden müssten. Ausserdem zeigen die Messungen, dass sich mit Tempo 30 der Durchgangsverkehr in den Quartieren nicht spürbar reduziert. Nachdem wir aber eine umfassende Umfrage machen wollen, wird Tempo 30 auch Thema sein. (mw)