Für eine Gesamtverkehrslösung, die alle im Land weiterbringt
von Daniel Risch, Regierungschef-Stellvertreter
Zuwarten ist keine Option, weil wir in der Verkehrspolitik in Jahrzehnten denken müssen. Mit anderen Worten: Wir entscheiden heute darüber, welche Verhältnisse unsere Kinder und Enkel in 50 Jahren antreffen werden.
Keine Denkverbote
Für mich ist klar, dass es nicht die eine alleinseligmachende Lösung gibt, sondern dass es einen gut aufeinander abgestimmten Massnahmenmix in Liechtenstein braucht. Dabei dürfen wir uns keine Denkverbote auferlegen lassen. Ich setze mich ganz klar für Lösungen ein, die den liechtensteinischen Verhältnissen Rechnung tragen. Das heisst, wir müssen Verbesserungen für alle Verkehrsträger herbeiführen. Dass dies auch von einer grossen Mehrheit der Bevölkerung so gewünscht wird, haben die repräsentative Mobilitätsbefragung in Liechtenstein sowie die zusätzlichen Erhebungen bei den Grenzgängern deutlich aufgezeigt.
Rückenwind aus der Bevölkerung
Dieser Einbezug der Bevölkerung und der Wirtschaft ist mir sehr wichtig, weil eine effizient organisierte und leistungsfähige Mobilitätsinfrastruktur wesentlich zur Lebensqualität und Standortattraktivität im Land beiträgt. Das betrifft uns alle. Aus den rund 6200 Rückmeldungen von Einwohnern und Pendlern erhielten wir viele wichtige Informationen zum Mobilitätsverhalten und zu den gewünschten Entwicklungen im Verkehrsbereich. Gleichzeitig waren die Rückmeldungen auch eine Bestätigung der eingeschlagenen Stossrichtung bei der Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur der Zukunft. Dieser Rückenwind hat mich natürlich sehr gefreut. Die Aufgabe der Politik ist es nun, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und den Weg aufzuzeigen, wie wir den Zielen des Landes und den Bedürfnissen der Menschen in Liechtenstein am besten Rechnung tragen können. Das Mobilitätskonzept soll diesbezüglich eine faktenbasierte und zukunftsgerichtete Diskussion in Gang setzen, aus der ich mir konkrete Handlungsaufträge seitens des Landtags erhoffe. Er wird sich voraussichtlich im Mai damit befassen.
Fundierte Entscheidungsgrundlagen
Dass unser im Wesentlichen seit über 50 Jahren unverändertes Landstrassennetz bereits heute teilweise an seine Kapazitätsgrenzen stösst, ist weder neu, noch handelt es sich um eine überraschende Erkenntnis. Die Fahrzeugzahlen in Liechtenstein steigen jährlich um rund zwei Prozent an, weshalb sich die Situation Jahr für Jahr weiter verschärft und rasches Handeln geboten ist. «Rasch» bedeutet in diesem Zusammenhang vor allem, zeitnah Entscheidungen zu treffen, weil wirksame und nachhaltige verkehrspolitische Massnahmen lange Vorlaufzeiten haben. Das Ministerium für Infrastruktur hat dafür in Zusammenarbeit mit Experten und verschiedenen Fachgremien bereits fundierte Grundlagen erarbeitet.
Der richtige Mix führt zur Lösung
Das Mobilitätskonzept verfolgt einen umfassenden Ansatz, der alle Verkehrsträger berücksichtigt und auf die wirtschaftlichen und topografischen Verhältnisse in Liechtenstein zugeschnittene Lösungen vorsieht. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs auf Strasse, eigener Busspur und Schiene gehört ebenso zu einer Gesamtlösung wie die Erweiterung des Rad- und Fusswegnetzes. Aber auch Kapazitätsausweitungen und Ergänzungen im Strassennetz dürfen in der Diskussion kein Tabu sein.
«Mut an den Tag legen»
Ich bin mir bewusst, dass verkehrspolitische Massnahmen kostspielig sind und anstehende Entscheidungen Mut und Weitblick erfordern. Wenn wir in der Verkehrsthematik wirklich weiterkommen wollen, ist es notwendig, diesen Mut an den Tag zu legen und heute die Vorkehrungen zu treffen, damit wir und unsere Kinder nicht im Verkehr stecken bleiben. Liechtenstein hat die Chance, in diesem Jahr bei der Gestaltung der mobilen Zukunft einen grossen Schritt voranzukommen.
Voraussichtlicher Fahrplan
Mit dem Mobilitätskonzept wird sich der Landtag voraussichtlich in der Mai-Sitzung befassen. Zuvor bedarf es einer Genehmigung durch die Regierung. Die öffentliche Vorstellung der Inhalte wird bereits im April erfolgen.
Eckdaten zur Verkehrsinfrastruktur
Um 1870: Anschluss an das Schienennetz zwischen der Schweiz und Österreich.
Um 1970: Anschluss an das Nationalstrassennetz der Schweiz mit fünf neuen Rheinbrücken.
Seit 1970: Das Landesstrassennetz hat sich um insgesamt zwei Kilometer von 96 auf 98 Kilometer verlängert – im gleichen Zeitraum wurde der ÖV massiv ausgebaut.