Frauen im Erwerbsleben und als Pensionärinnen?
Das Projekt wird von der Europäischen Kommission gefördert und die Universität Liechtenstein hat
hierzu eine Forschungsallianz mit weiteren europäischen Forschungsinstitutionen geschlossen. Im Rahmen des Forschungsprojektes «MIGAPE» werden drei Fragestellungen beleuchtet. Erstens, welchen Einfluss Arbeitsmarktentscheidungen (Erwerbsunterbrüche, Teilzeit, Arbeitslosigkeit, Frühpensionierung) auf das Pensionseinkommen haben. Zweitens, wie sich Veränderungen der Arbeitsmarktpartizipation (höheres Ausbildungsniveau bei Frauen, kürzere Erwerbsunterbrüche, Veränderungen bei der Teilzeit) auf die zukünftigen Unterschiede im Pensionseinkommen von Frauen und Männern (Gender Pension Gap, GPG) auswirken. Drittens wird mit Hilfe von verhaltenspsychologischen Ansätzen untersucht, wie Erwartungen über das zukünftige Pensionseinkommen gebildet werden und wie diese mit aktuellen Arbeitsmarktentscheidungen einhergehen.
Probleme bei der zweiten Säule
Beim 2. Stakeholder-Treffen wurden die Ergebnisse der ersten Teilstudie vorgestellt. So führen zeitlich begrenzte familienbedingte Erwerbsunterbrüche zu keinen Einbussen bei den Pensionseinkommen der AHV, da durch die Anrechnung von Kindererziehungszeiten der Beitragsausfall kompensiert wird. Bei der zweiten Säule (Betriebliche Personalvorsorge, BPV) hingegen führen Erwerbsunterbrüche zu einem tieferen Pensionseinkommen. Da nach einem mehrjährigen Erwerbsunterbruch der berufliche Wiedereinstieg oftmals schwierig ist und häufig mit einem tieferen Lohnniveau (die sogenannte Lohnstrafe oder wage penalty) einhergeht, führt dies zu einem
weiteren Rückgang des Pensionseinkommens. Hierbei wirken die Lohnunterschiede, welche durch einen Erwerbsunterbruch ausgelöst werden, stärker auf das Pensionseinkommen als der eigentliche Erwerbsunterbruch. Mit einer steigenden Bedeutung der zweiten Säule würden, bei unverändertem Erwerbsverhalten, die Unterschiede im Pensionseinkommen zwischen Männern und Frauen zunehmen.
Für Arbeitsteilung sensibilisieren
Aus diesen Forschungsergebnissen können verschiedene Policy-Empfehlungen abgeleitet werden. So die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern, Massnahmen zur Reduktion der wage penalty in Folge von Elternschaft, Sensibilisierung für Arbeitsteilung und faire Aufteilung der Familienarbeit innerhalb von
Partnerschaften, die Vermeidung von Beitragslücken sowie die Möglichkeit, freiwillige Beiträge zu leisten. Vielen Frauen ist bewusst, dass in ihrem Arbeitsleben Herausforderungen wie Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit, Kinderbetreuung oder Care-Arbeit auftreten können.
Für engagierte Politik
Es ist jedoch schwierig, dieses Wissen umzusetzen, um beispielsweise den Gender Pension Gap zu verringern oder gar zu vermeiden. Studien zeigen auch, dass in Folge der Covid-19-Pandemie junge Menschen und Frauen überdurchschnittlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind, was den GPG in Folge vergrössern kann. Um das Thema des Gender Pension Gap nachhaltig zu verändern, braucht es eine sozialpolitisch sensible und engagierte Politik.