«Eine Kandidatur eröffnet grosse Chancen»
Sie sind vor vier Jahren in den Gemeinderat gewählt worden und kandidieren nicht mehr. War das Amt nichts für Sie?
Hanno Hasler: Im Gegenteil. Das Amt hat viel Bereicherung in mein Leben gebracht. Ich schliesse auch nicht aus, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder kandidieren werde. Aber in vier Jahren kann viel passieren und so muss ich mich eben neu fokussieren.
Was sind die Gründe, dass Sie sich nicht mehr zur Wahl stellen?
Angetreten bin ich damals als Single. Im Januar bekommen meine Lebensgefährtin und ich unser zweites Kind. Ich möchte in dieser Entwicklung nichts verpassen. Ausserdem haben die beruflichen Herausforderungen enorm zugenommen in letzter Zeit. Wir VU-ler sind halt so: Wenn wir etwas machen, dann wollen wir das richtig machen. An allen Fronten unterwegs zu sein, ist deshalb nicht möglich.
Vielerorts ist auch von der Missstimmung zwischen Bevölkerung und Verwaltung in Eschen die Rede. War das auch ein Grund, warum Sie nicht mehr antreten?
Wäre das ein Motiv, würde ich erst recht noch einmal antreten. Es ist nicht zu leugnen, dass zwischen Teilen der Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung gewisse kommunikative Barrieren liegen. Ich bin aber ein Gegner der Pauschalaussagen, hier muss das jeweilige konkrete Problem analysiert und aufgearbeitet werden. Unser Leben ist mehr und mehr von Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften geprägt, da fühlt sich mancher in die Enge getrieben. Auseinandersetzungen sind da vorprogrammiert. Es ist aber zu einem gewissen Grad auch dem Zeitgeist geschuldet, dass sich schlechte Erfahrungen mit der Verwaltung schneller herumsprechen als gute. Es gibt schon eine Tendenz, erst einmal das Negative zu sehen als das Positive. Wenn es zudem in der Verwaltung zwischenmenschlich harzt, ist es schwierig. Ich denke, viele dieser Probleme werden sich in den nächsten zwei Amtsperioden von selbst lösen. Zudem haben wir als Gemeinderat einige zukunftsträchtige Projekte aufgegleist, auf welche sich die Bürger in Eschen und Nendeln freuen können. Da bin ich optimistisch für die Gemeinde.
Also lohnt es sich, für den Gemeinderat zu kandidieren?
Ja, das würde ich ganz klar so sagen. Ich würde es jedem empfehlen zu kandidieren. Man bekommt die grosse Chance, hinter die Kulissen zu schauen und die Gemeinde mitzugestalten. Man lernt viele interessante Menschen – aber vor allem die eigene Wohngemeinde viel besser kennen. Ausserdem hat man einen Informationsvorsprung und kann die Bevölkerung aus erster Hand informieren – auch wenn es unter Umständen um umstrittene Projekte geht. Dann denkt man womöglich anders. Ausserdem muss man auch immer bedenken: Dass wir hier so gut leben können, dafür setzen sich unter anderem die Politiker ein. Wenn das niemand mehr machen würde, würde es uns massiv schlechter gehen. Darum mein Rat, wenn ihr angefragt werdet: Sagt zu!
Wie ging es Ihnen damals, als sie erstmals kandidierten?
Ich trat damals auf einer Liste an, auf der sich viele bestehende Gemeinderäte fanden. Ich war deshalb umso überraschter, dass ich hineingewählt wurde. Es ist etwas Besonderes, wenn einem viele Menschen ihr Vertrauen schenken. Damit geht man dann sehr sorgsam um. Was potenzielle «Neulinge» wissen müssen: Es ist kaum irgendwo wie bei uns möglich, so einen einfachen Einstieg in die Politik zu finden. Schon alleine deshalb sollte man sich weniger fragen, warum eine Kandidatur nicht möglich ist, sondern wie man eine Kandidatur möglich macht.
Was gefällt Ihnen am Amt des Gemeinderats am besten?
Ich durfte feststellen, dass die Einwohner einem Gemeinderat gegenüber zu grossen Teilen immer noch eine grosse Wertschätzung und viel Respekt entgegen bringen. Das ermöglicht eine gute Auseinandersetzung mit den Themen. Auch die thematische Vielseitigkeit war zwar herausfordernd, aber auch ungeheuer spannend. Auch zu lernen, wie die Gemeinde und ihre Abläufe funktionieren, war für mich sehr positiv.
Ihr Kollege Viktor Meier steht als Nachfolger von Günther Kranz zur Wahl um den Vorsteherposten.
Ich finde es super, dass sich Viktor zur Wahl stellt. Er besitzt mit seinem Erfahrungsschatz und mit seiner besonnenen Art definitiv das Zeug dazu, Vorsteher zu werden und ich drücke ihm die Daumen. So ein Schritt ist nicht einfach. Denn als Vorsteher muss man mit sich selbst im Reinen sein und man muss zwischen dem Amt und seiner eigenen Person trennen können, weil hier oft persönliche Kritik auf einen zukommt, obwohl es eigentlich das Amt oder die Verwaltung betrifft. Ich ziehe jedenfalls vor jedem und jeder den Hut, der oder die kandidiert und sich damit für die Bürger seiner Gemeinde einsetzt.
Interview: Michael Winkler