Ein Leben voller Schaffenskraft und Zuversicht
Mit tiefer Betroffenheit mussten wir die schmerzliche Nachricht zur Kenntnis nehmen, dass unser Ehrenmitglied Dr. Egmond Frommelt, Ehrenpräsident des Verwaltungsrats der LGT Bank in Liechtenstein AG, am vergangenen Sonntag in seinem geliebten Heim an der Feldstrasse 12 in Vaduz verstorben ist. Seine Lebenskraft liess in der vergangenen Woche immer mehr nach, am Sonntag war sie zu Ende. Am 1. Juni 2017 konnte Dr. Egmond Frommelt, Regierungsrat 1978 – 1986, seinen 90. Geburtstag feiern. Leider musste er seinen Jubeltag im Kreise seiner Familie ohne seine geliebte Frau Marianne Frommelt-Schaedler verbringen, die im Jahr davor, am 10. Februar 2016, verstorben war.
Der Besuch einer VU-Delegation hatte ihn an seinem Jubeltag sehr gefreut. Die Gespräche, die wir mit ihm führen durften, zeugten von einer beeindruckenden geistigen Wachheit und ungebrochenem Interesse an den politischen Entwicklungen sowohl auf Gemeinde- wie auch auf Landesebene. Auch über das globale politische Geschehen war Egmond Frommelt ausgezeichnet informiert. Diese geistige Wachheit konnte er sich bis zuletzt bewahren. Im Namen der Vaterländischen Union und in meinem persönlichen Namen möchte ich seinen Söhnen Veit, Günter und Heinz, seinen Schwiegertöchtern und seinen Enkelkindern sowie der ganzen Trauerfamilie unser tief empfundenes Beileid aussprechen.
Ein Stück Geschichte wesentlich mitgeprägt
40 Jahre Tätigkeit bei der BiL und acht Jahre in der Fürstlichen Regierung: Egmond Frommelt hat seine enorme Schaffenskraft viele Jahre in den Dienst der Öffentlichkeit gestellt und sich um das Land verdient gemacht. Sowohl als führender Akteur auf dem liechtensteinischen Finanzplatz als auch als Regierungsrat hat er in einer spannenden Zeit ein Stück liechtensteinische Wirtschafts- und Sozialgeschichte mitgeschrieben.
Im Zentrum seiner politischen Tätigkeit stand dabei sein erfolgreiches Engagement als Mitglied der Regierung Brunhart während der beiden Mandatsperioden von 1978 bis 1986. Die Umstände, wie er Regierungsrat wurde, beschrieb Egmond Frommelt in seinem Beitrag als Zeitzeuge im Buch «VU persönlich», das aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Vaterländischen Union im Jahre 2011 erschienen ist: «Im Jahre 1978 wechselte die Landtagsmehrheit etwas überraschend zur VU. Der designierte Regierungschef Hans Brunhart übernahm im Auftrag der Partei die Aufgabe, die noch nicht gekürte Regierungsmannschaft auf die Beine zu stellen und hierfür Kandidaten für die nebenamtliche Regierungsfunktion anzusprechen.»
Fürst gab persönlich seine Zustimmung
So sei es dann zur ersten Begegnung mit Hans Brunhart gekommen, bei der er ihm kurz und bündig den Aufgabenkatalog eines Regierungsrates geschildert und ihn ernsthaft gebeten habe, zu überlegen, ob er sich für vier Jahre zur Verfügung stellen könnte. Wie das VU-Ehrenmitglied im Jubiläumsbuch der Partei dazu weiter ausführte, habe er dann Hans Brunhart um eine Bedenkzeit von zwei Wochen gebeten.
Ohne jegliche politische Erfahrung und beansprucht von hochaktiver Berufstätigkeit in der Fürstlichen Bank (damals BiL) zusätzlich ein neues anspruchsvolles Arbeitsgebiet in Teilzeit zu übernehmen, stellte für Egmond Frommelt doch ein grosses Wagnis dar. Zudem hatte hierzu Fürst Franz Josef II. als Grossaktionär der Bank für die Annahme dieses Jobs ein Wort mitzureden. Dazu hielt Egmond Frommelt in seinem Jubiläumsbeitrag weiter fest: «Dies geschah via Partei und die Antwort lautete: Landesinteresse geht vor Privatinteresse. Mit der Familie konnte ich dann meine Zusage positiv klären.»
Neue Aufgabe zum Wohle der Allgemeinheit
In der ersten Regierungssitzung Ende April 1978 wurde Egmond Frommelt das Ressort Sozialwesen übertragen. Mit viel Mut, Zuversicht und Elan trat er die völlig neue Aufgabe im Dienste und zum Wohle der Allgemeinheit an. Dazu schrieb Egmond Frommelt im Jubiläumsbuch: «Die industrielle Entwicklung unseres Landes hatte in den vergangenen Jahrzehnten eine ungewöhnliche Aufwärtsentwicklung genommen. Dass diese Fortschritte auch auf dem sozialen Gebiet entsprechende Massnahmen zur Folge haben mussten, war eine Selbstverständlichkeit.»
Für finanziell verantwortbare Sozialleistungen
Nach den Worten des VU-Ehrenmitglieds im Jubiläumsbuch hatten Wünschenswertes und Tragbares in der Sozialhilfe ständig zugenommen. Die Klärung sozialer Fragen sei einer dauernden Dynamik unterworfen gewesen. Mit dieser Problematik befasste sich Regierungsrat Egmond Frommelt eingehend über zwei Mandatsperioden. Seine grosse Arbeitsleistung als zuständiger Minister für «Soziales und Gesundheit» war von zahlreichen Verbesserungen und Neuerungen in der liechtensteinischen Sozialgesetzgebung geprägt. Unter seiner Führung wurden verschiedene Gesetze einer umfassenden Revision unterzogen.
Ausserdem wurden unter seiner Ägide zukunftsorientierte neue Gesetze, wie zum Beispiel das Gesetz über die betriebliche Personalvorsorge, geschaffen. Seiner aufgeschlossenen und massvollen Sozialpolitik ist auch die Einführung der Mutterschaftszulagen und der Witwerbeihilfen zu verdanken.
Erster VU-Präsident als Schwiegervater
Landespolitik ist in der Grossfamilie des Autounternehmers Otto Frommelt nicht im Zentrum des Geschehens gestanden. Dies änderte sich für Egmond Frommelt durch seine Heirat mit der Tochter des ersten Präsidenten der Vaterländischen Union, Dr. med. Otto Schädler. Dazu hielt Ehrenmitglied Egmond Frommelt im Buch «VU persönlich» fest: «Der Schwiegervater, beruflich hochgeschätzter allgemein praktizierender Arzt, kannte landauf landab die politischen Sorgen und das Elend vieler sehr armer, durch Krankheit geplagter Familien. Die entstandene Zuneigung dieser Menschen und Bürger bestärkte ihn, seine politische Ader mit einer Anzahl gleichgesinnter Freunde zu bündeln und als Gründer und Baumeister der Vaterländischen Union aufzutreten.»
Wie Egmond Frommelt weiter beschrieb, sei für ihn selbst Parteipolitik lange Zeit nur Nebensache gewesen. Er habe sich vielmehr um die Umsetzung seines Ziels gekümmert, «durch ausdauernde Arbeit im Bankinstitut von der Pike auf und über Jahre der Bewährung in die oberste Führungsetage vorzustossen».
Schlüsselmomente in der Kindheit erlebt
Fürstlicher Kommerzienrat Egmond Frommelt ist am 1. Juni 1927 in Weiler (Vorarlberg) zur Welt gekommen und mit seinen Eltern bereits in den Jahren 1928/29 nach Vaduz gezogen. Er wuchs im Kreise von sechs weiteren Brüdern auf und hatte schon früh ein tiefgreifendes Erlebnis, als ein neugeborenes Brüderchen nach einem halben Jahr an Gicht starb. Egmond Frommelt erinnerte sich im Gespräch mit dem «Liechtensteiner Vaterland» aus Anlass seines 90. Geburtstages noch daran, wie betrübt und traurig seine Eltern, er und seine Brüder gewesen seien.
Sein Vater Otto Frommelt hatte – mit einem «20-Plätzer-Bus» – das Autounternehmen Gebrüder Frommelt gegründet und übernahm den Oberländer Postautobetrieb, der schnell wuchs. So war die gesamte Familie gefordert. Als ältester Sohn musste Egmond Frommelt seiner Mutter im Haushalt zur Hand gehen und auch seine kleineren Brüder versorgen. Dass er schnell lernen musste, Griessriebel anzurühren und sich in der Küche zurechtzufinden, kam ihm später in seiner Studentenzeit allerdings sehr zugute.
Doch auch der Landdienst, den jeder Jugendliche ab 1944 zu verrichten hatte, brachte ihm eine wichtige Lektion bei: Als ein Pferd mit Leiterwagen nach Einholen von gemähtem Gras scheu wurde und einen ungeahnten Galopp einlegte, dem er nur mit grossem Herzklopfen Herr und Meister wurde, wusste er: «Bewährung führt zu Vertrautheit und Disziplin.»
Die Familie als Quelle der Zuversicht
Egmond Frommelt wuchs zum interessierten Jugendlichen heran, der sich 1934 schliesslich mit Schulrucksack, Schiefertafel, Griffel und Schwamm auf den Weg in die Volksschule machte, um seinen Wissensdurst zu stillen. Es folgte der Übertritt ins Collegium Marianum und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Neuorientierung. Der junge Mann entschloss sich für die Matura, erwarb das Lizentiat Wirtschaftswissenschaften an der Handelshochschule St. Gallen und doktorierte an der Leopold Franzens Universität in Innsbruck. Neben der Ausbildungszeit kam er auch im elterlichen Betrieb zum Einsatz – als Taxifahrer.
So war sein Bildungs-Rucksack gut gepackt und es verwundert kaum, dass er schnell Karriere machte. Durch eine zufällige Bekanntschaft wurde er auf das Bank- und Börsenwesen aufmerksam, als er noch bei der Gerätebau Anstalt in Balzers tätig war. Und noch bevor er das Arbeitsverhältnis mit seinem ersten Arbeitgeber abbrach, wusste er, dass nicht nur Bank und Börse ihn ein Leben lang begleiten würden, sondern auch ebendiese Bekanntschaft: seine Frau Marianne.
Vermählung im Jahre 1954
Die beiden schritten am 15. Juni 1954 vor den Traualtar. Zwar mag seine insgesamt 40-jährige Tätigkeit bei der BiL das Highlight seines Lebens gewesen sein, wie VU-Ehrenmitglied Egmond Frommelt selbst einmal betont hat. Sein Lebensglück aber hatte er bei Marianne Frommelt-Schaedler gefunden, die ihn in seinen verantwortungsvollen Aufgaben und Herausforderungen über die vielen Jahre verständnisvoll unterstützt hat. Er und Marianne waren, wie Egmond Frommelt einst über seine Eltern gesagt hatte, ein gutes Gespann in der Familie wie auch im Geschäft. Seine Frau und die gemeinsamen Kinder Veit, Günter und Heinz waren seine Tankstelle für Ausgeglichenheit, Kraft, Freude und Ausdauer.
Egmond Frommelt und Marianne waren ein Herz und eine Seele und verbrachten 62 wunderbare Ehejahre, bevor Marianne Frommelt-Schaedler am 10. Februar 2016 leider verstorben ist. Ein einschneidendes und schmerzvolles Erlebnis für Egmond Frommelt, das seine eigene Lebensfreude bis zu seinem Tod immer wieder getrübt hat.
Spannende Reisen unternommen
Im Gespräch mit dem «Liechtensteiner Vaterland» aus Anlass seines 90. Geburtstages erinnerte sich der Jubilar zurück an seine langjährige Tätigkeit im Bankberuf, sein politisches Engagement in der Regierung in den Jahren 1978 bis 1986 und die vielen Freundschaften – national und international –, die in dieser Zeit entstanden waren. Egmond Frommelt freute sich, wenn seine Frau Einladungen zum Abendessen im gemeinsamen Heim gab, was besonders geschätzt wurde. Und weil Frau und Familie ihren Mann und Vater aufgrund seiner Betriebsamkeit oft entbehren mussten, waren die gemeinsamen Familienreisen in die Ferne Egmond Frommelt besonders wichtig. Ob im vollbepackten Volkswagen quer durch die BRD an den Nordseestrand, Strandaufenthalte in Italien, eine Fotosafari in Kenia und Tansania oder eine Rundreise durch die USA – die Eindrücke waren überwältigend.
Politische Strahlkraft über die Landesgrenzen
Fürstlicher Kommerzienrat Dr. Egmond Frommelt, Ehrenpräsident des Verwaltungsrats der LGT Bank in Liechtenstein AG, wirkte in seinem sozialen Einsatz weit über die Landesgrenzen hinaus. Als Präsident des Liechtensteinischen Entwicklungsdienstes engagierte er sich schon vor seiner Regierungstätigkeit für die Solidarität Liechtensteins mit den Benachteiligten auf der Welt. Als Präsident des Lions Clubs Liechtenstein und als Gouvernor von Lions International war er ebenfalls dieser humanitären Zielsetzung verpflichtet.
Ebenso engagierte er sich als liechtensteinischer Vertreter im Gouverneursrat der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. Egmond Frommelt hatte erkannt, dass Liechtenstein durch seine Solidaritätsbezeugungen im humanitären Bereich danach trachten muss, ein nützlicher und verlässlicher Partner in der internationalen Staatengemeinschaft zu sein.
Stets auf Konsenslösungen bedacht
Die starke Persönlichkeit des Politikers Egmond Frommelt zeichnete sich insbesondere auch durch seine optimistische Grundhaltung aus, mit der er Probleme anpackte und nach Lösungen suchte. Sein Optimismus war geradezu ansteckend und wirkte sich so vorteilhaft auf die gesamte politische Arbeit für unser Land aus. In politischen Auseinandersetzungen war sein Bemühen um einvernehmliche Lösungen vorherrschend. Dazu trug wesentlich sein Bestreben bei, das Prinzip der Sachlichkeit in den Vordergrund zu stellen.
Seine fundierten und umfangreichen beruflichen Kenntnisse und seine vielfältigen Interessen konnten über seine Regierungstätigkeit hinaus für die Politik nutzbar gemacht werden. Die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer (LIHK) konnte Egmond Frommelt als kompetenten Vertreter im Konsultativkomitee der EFTA gewinnen. Als Präsident der Genossenschaft Theater am Kirchplatz und als Vizepräsident der Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung kamen sein feines Gespür und sein ausgeprägter Sinn für die kulturellen Belange zum Ausdruck.
Liebe zur Heimat tatkräftig unterstrichen
Der Verstorbene hat sich vor allem während der Zeit seiner starken beruflichen Beanspruchung, in der er als Vorsitzender der Geschäftsleitung der LGT Bank in Liechtenstein und später als deren Verwaltungsratspräsident erfolgreich wirkte, immer wieder in die Pflicht zum Dienst für das Wohl der Allgemeinheit nehmen lassen. Darin manifestierte sich auch seine Liebe zur Heimat. Die Vaterländische Union verdankte sein vielfältiges, selbstloses Wirken im Interesse Liechtensteins und seiner Bevölkerung mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft.
Seine Söhne Veit, Günter und Heinz und deren Familien verlieren einen umsorgenden Familienvater, Schwiegervater und Grossvater, dessen Leben stets von einer aussergewöhnlichen Schaffenskraft, beeindruckendem Gestaltungswillen, visionärem Denken, Weitblick und klugem Augenmass geprägt war. Sein Denken und Handeln war geleitet von Liebe zu den Menschen, Toleranz, Gerechtigkeitssinn und der aus dem Innersten seines Herzens kommenden Bereitschaft, Menschen, die in Not sind, tatkräftig zu unterstützen. Sein vielseitiges berufliches, politisches und ehrenamtliches Engagement strahlt über seinen Tod hinaus.
Im Namen der Vaterländischen Union verneige ich mich mit grossem Respekt und tiefer Dankbarkeit vor seinen politischen Leistungen und überbringe seinen Söhnen und deren Familien unsere herzlichste Anteilnahme. Wir werden unserem Ehrenmitglied Egmond Frommelt stets ein ehrendes Andenken bewahren. Lieber Egmond, ruhe in Frieden!
Vaterländische Union
Günther Fritz, Präsident