Differenziertere Lösungen im Kinder- und Jugendsportbereich
Seit letzter Woche unterscheiden sich die Bestimmungen für den Breitensport, insbesondere für unsere Kinder und Jugendlichen, in Liechtenstein und der Schweiz. Schaut man über den Rhein, sind im Kanton St. Gallen bzw. in der gesamten Schweiz, sportliche und kulturelle Aktivitäten (Indoor und Outdoor) von Kindern und Jugendlichen vor ihrem 16. Geburtstag mit Ausnahme von Wettkämpfen erlaubt. Ab dem 16. Lebensjahr allerdings sind in der Schweiz Trainings nur im Freien und nur in 5er Gruppen möglich.
In Liechtenstein gilt nun seit kurzem, und zwar unabhängig vom Alter und für alle Breitensportarten im Freien, die 5er Regel wie bspw. bei Fussballjuniorentrainings mit 4 Kindern plus der Trainer. Meines Erachtens kommt diese 5er Regel im Outdoor-Mannschaftssport im Juniorenbereich de facto einem Trainingsverbot gleich. Erwachsene können sich selbst in 5er-Gruppen organisieren. Im Juniorenbereich ist die Unterstützung des Trainers notwendig und in dieser Form nicht umsetzbar.
Bei der Nicht-Schliessung der Geschäfte wird von den zuständigen Stellen argumentiert, dass wir keine städtischen Verhältnisse haben. Wir haben hier auch nur Dorfvereine und es trainieren immer dieselben Kinder miteinander. Alle liechtensteinischen Vereine verfügen über sichere und plausibilisierte Schutzkonzepte. Bei einem Fussballtraining im Freien bestehen lediglich minime Körperkontakte. Wie ich selber als Fussballtrainer feststellen konnte, halten sich die Kinder stark an die Regeln. Obwohl ich Fussballjuniorentrainer von 11jährigen Kindern bin, müssen meiner Ansicht nach aus Gründen der Gleichbehandlung, dieselben Regeln für alle Breitensportarten gelten. Gemäss meinen Abklärungen mit dem Gesundheitsminister gibt es in Liechtenstein derzeit viele Anfragen bezüglich der Sporttrainings, welche aber praktisch alle abgelehnt werden, unter Verweis auf die Fünfer-Regel.
Die Kinder sollten sich mit Freude mindestens einmal pro Woche an der frischen Luft bewegen können. Das stärkt das Immunsystem und ist gut für die Gesundheit. Hier geht es mir nicht um die sportliche Leistungsförderung, sondern vielmehr auch um die sozialen Aufgaben der Vereine und das Wohl der Kinder.
Die Kinder können so in einem geschützten Rahmen und unter Einhaltung der Hygieneregel und Schutzkonzepte der Vereine trainieren. Meiner Meinung nach erhalten sie so sinnstiftende Freizeitbeschäftigungen. Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die Jungen in ihrer Freizeit sowieso treffen werden, wobei dann nicht gewährleistet werden kann, ob die Regeln und Schutzkonzepte - wenn überhaupt - auch wirklich eingehalten werden.
Auch ist es für die Vereine sehr wichtig, die Kinder an den Verein zu binden. Aus eigener Erfahrung und von anderen Vereinen weiss ich, dass Kinder vergangenes Jahr nach dem Fussballverbot aufhörten, weil sie sich zwischenzeitlich vor allem an Computerspiele und andere weniger gesundheitsrelevante Freizeitaktivitäten gewöhnt hatten. Das kann dem so wichtigen Vereinsleben in Liechtenstein extrem schaden.
Ich fordere nicht eine generelle Erleichterung, sondern differenziertere Lösungsansätze zumindest aber eine Gleichbehandlung mit dem Nachbarskanton St. Gallen. Ein schärferer Weg als in der Schweiz muss speziell in dieser sensiblen Altersgruppe von unter 16 Jahren massvoll und gut begründet erfolgen. Es geht um keinen sportlichen "Sonderstatus", sondern um soziale- und gesundheitliche Verantwortung gegenüber unseren Kindern und Jugendlichen. Die Eltern in Liechtenstein machen sich Sorgen. Unserer Jugend werden die gesundheitsfördernden Freizeitaktivitäten zu stark eingeschränkt oder gar genommen. Die Schweiz ist sich diesbezüglich offenbar ihrer Verantwortung bewusst - Liechtenstein anscheinend nicht. Ich hoffe, dass schon bald wieder trainiert werden kann, weil das den Kindern und auch mir am Herzen liegt.