Die Verdienste von Wilhelm Beck um den Zollanschlussvertrag
von Manfred Kaufmann, VU-Fraktionssprecher
Wilhelm Becks Hauptaugenmerk galt der wirtschaftlichen Gesundung unseres Landes. Wirtschaftlichen Aufschwung sah er insbesondere auch im Zollanschluss an die Schweiz, bei welchem er eine grosse treibende Kraft war. Da Wilhelm Beck der Bruder meiner Urgrossmutter war, und meine Grossmutter, welche als Sekretärin bei ihrem Vetter Wilhelm arbeitete, mir so manche Anekdoten in meinen Kinder- und Jugendjahren erzählte, ist es mir deshalb als Nachkomme von Wilhelm Beck ein grosses Anliegen, sein Wirken im Zusammenhang mit dem Zollvertrag in den nachfolgenden Zeilen festzuhalten.
Wirtschaftliche Umorientierung
Bis zum Ende des ersten Weltkrieges war Liechtenstein stark von österreichischer Seite geprägt worden, da unser Land mit dem Zoll- und Steuerverein von 1852 in das österreichische System einbezogen wurde. Die wirtschaftliche Ausrichtung von Liechtenstein nach dem kriegsführenden Österreich führte dazu, dass unser Land noch stärker von der erschwerten Handels- und Wirtschaftssituation betroffen war. So erfolgte am Ende des 1. Weltkrieges die langsame Loslösung Liechtensteins von Österreich, welche insbesondere von der Hoffnung getragen war, eine wirtschaftliche Neuorientierung wie auch einen politischen Neubeginn anzustreben.
Da Wilhelm Beck, Martin Ritter und Fritz Walser eine Beschleunigung der geschichtlichen Entwicklung anstrebten, bewegten sie den damaligen Landesverweser Imhof im November 1918 zum Rücktritt. Als Folge dieses Ereignisses wurde Wilhelm Beck in die Übergangsregierung gewählt. Dort vertrat er die Meinung, dass Liechtenstein nicht mehr an die Ausfuhreinschränkungen seitens Österreich gebunden sein sollte. An der Landtagssitzung vom 21. Januar 1919 bemerkte Wilhelm Beck selbstbewusst und deutlich: «Wir werden nicht den Mittelmächten helfen müssen, die Schulden zu zahlen. Sollen wir arm werden, obwohl wir ein neutrales, kleines Land sind?» Als geäussert wurde, man solle mit einer Änderung des Zollvertrages zuwarten, bis sich die politische Situation beruhigt habe, verlangte Wilhelm Beck energisch, das Zollverhältnis mit Österreich müsse sofort aufgelöst werden. Folglich löste sich unser Land am 2. August 1919 aus dem Zollbund mit Österreich ab und war ab dem 1. September 1919 Zollausland für Österreich. Liechtenstein war dann bemüht, umgehend Verhandlungen mit der Schweiz für den Abschluss eines Zollvertrages zu beginnen.
Im Sommer 1919 fand im Schulhaus in Balzers eine Versammlung von ca. 120 Männern statt, bei welcher Wilhelm Beck einen Vortrag über die Zollverhältnisse hielt. Das Resultat dieser Versammlung war eine Resolution, welche Wilhelm Beck beauftragte, die «Wünsche des Volks» weiterzugeben. Unter anderem wurde verlangt, mit der Schweiz „konferenziell“ zu verhandeln. Das Volk – so teilte Wilhelm Beck der Regierung mit – fordere Aufklärung über die Schicksalsfragen Zoll, Währung und Selbständigkeit. Da Besitzern von österreichischen Banknoten und Wertpapieren, aber auch den Inhabern von Kriegsanleihen massive Verlustgeschäfte drohten, forderte Wilhelm Beck, man müsse mit der Schweiz nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch über einen Wirtschaftsanschluss verhandeln.
«Gelegenheit mit Händen und Füssen ergreifen!»
Wilhelm Beck gehörte folglich ebenfalls der Verhandlungsdelegation unter dem Vorsitz von Prinz Eduard an. Nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Schweiz wurde der Zollanschlussvertrag am 29. März 1923 durch Bundesrat Giuseppe Motta und dem liechtensteinischen Gesandten in Bern Emil Beck unterzeichnet. In der Landtagssitzung vom Mai 1923 sagte Wilhelm Beck als Landtagspräsident: «Liechtenstein muss die Gelegenheit mit der Schweiz einen Zollanschlussvertrag abzuschliessen, mit Händen und Füssen ergreifen.» Sodann stimmte der Landtag in jener Sitzung unter Abwägung der Vor- und Nachteile dem Vertrag einstimmig zu. Damit war ein gar wichtiger Schritt für unser Land gemacht worden, zu welchem zweifelsohne gerade Wilhelm Beck in kluger Voraussicht die grundsätzliche Idee gehabt hatte.