«Die Veränderungen als Chance sehen»
Die sogenannte Globalisierung hat zu einer weltweit verknüpften Wirtschaft geführt, welche die Produktion und den Vertrieb von Gütern kostenmässig permanent optimiert hat. Seit Jahrzehnten haben wir dadurch von immer billigeren Konsum- und Industriegütern profitiert, leider oft auch zu Lasten von Menschenrechten und Umwelt. Die Pandemie hat diese weltweit optimierten Prozesse plötzlich massiv behindert, was zu Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen geführt hat. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen und weiteren Schritte gegenüber Russland führen nun zusätzlich zu verteuerten Rohstoffpreisen, v.a. bei den fossilen Energieträgern und wichtigen Lebensmitteln wie Weizen. Die Folgen der Pandemie und des Ukrainekriegs werden die wirtschaftliche Weltordnung nachhaltig verändern.
Wir sollten diese Veränderungen auch als Chance sehen. Nicht nur beschleunigen sie den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, was einerseits aus dem Blickwinkel des Klimaschutzes positiv ist, und anderseits unsere politische Abhängigkeit von Ländern mit mehr als fragwürdigen Rechtssystemen mindert. Dass dies keine leichte Übung und auch nicht nullkommaplötzlich realisierbar sein wird, ist klar. Eine autonomere und grünere Energieversorgung wird aber viele positive Aspekte haben. Das Gleiche gilt für die Lebensmittelproduktion. Auch hier verstärkt die neue ökonomische Realität den Trend zu regionalerer und hoffentlich auch nachhaltigerer Produktion, mit weniger Monokultur und mehr Biodiversität. Eine weniger globalisierte Produktion von wichtigen Industrie- und Konsumgütern schliesslich wird auch neue Arbeitsplätze und mehr Innovation vor Ort bringen. Alles in allem wird unser Leben durch alle diese Aspekte zwar sicher deutlich teurer werden, die Lebensqualität könnte dadurch aber gleichzeitig steigen, wenn es uns gelingt, das neue Preisniveau sozial abzufedern.