«Die Initiative ist für mich kein geeignetes Mittel»
Daniela Wellenzohn-Erne, wie zielführend ist für Sie die Initiative «HalbeHalbe»?
Daniela Wellenzohn-Erne: Meiner Meinung nach ist die Initiative überhaupt nicht zielführend. In den vergangenen Monaten hatte ich mich dazu bereits mehrfach geäussert. Auch die neuesten Berichterstattungen und die Wahlwerbung, welche sich für eine Annahme der Initiative ausspricht, haben meine Haltung und Überzeugung zur Ablehnung nicht geändert.
Wieso sprechen Sie sich gerade als Frau dagegen aus?
Meine ablehnende Haltung hat nichts mit Frau oder Mann zu tun, sondern ausschliesslich mit dem Inhalt der Initiative.
Sie sprechen also den Inhalt der Initiative an – was würden Sie anstelle einer Verfassungsergänzung bevorzugen, um den Anteil von Frauen in der Politik zu erhöhen?
Wir haben in unserer Verfas- sung bereits den Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter. Ich denke, dass jeder – egal ob Mann oder Frau – sich in die Politik und auch in gesellschaftliche Fragestellungen einbringen kann und soll.
Warum denken Sie, schaffen es denn nicht so viele Frauen in die Politik?
Die letzten Wahlen auf Gemeindeebene haben gezeigt, dass Frauen und Männer gewählt werden. Vielleicht war dies gegenüber der Vergangen-heit schon eine Trendwende oder gar eine gesellschaftliche Entwicklung. Das Verhältnis zwischen gewählten Frauen und Männern ist viel ausgeglichener als in früheren Jahren. Teilweise gibt es auf Gemeindeebene nun mehr Politikerinnen als Politiker. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Die Initiative ist für mich aber kein geeignetes Mittel, um diese gesellschaftliche Entwicklung zu lenken.
Sie erinnern an die letzten Gemeindewahlen, in denen Sie als grosse Siegerin hervorgingen. Warum glauben Sie, ist Ihnen dieser Weg als Vorsteherin an die Spitze der Gemeindepolitik gelungen?
Wer sich einer Wahl stellt, muss authentisch sein und keine Versprechungen machen, die man nicht halten kann. Warum man mich neben dieser «Grundformel» gewählt hat, müssen Sie bitte die Wählerinnen und Wähler fragen.
Mit welchen Herausforderungen hatten Sie auf diesem Weg zu kämpfen?
Jede Kandidatin und jeder Kandidat hat sich identischen Herausforderungen zu stellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Mann oder Frau ist.
Haben Sie das Gefühl, sich Männern gegenüber besonders behaupten zu müssen? Nein. Wie bereits gesagt: Man muss authentisch sein und solide, gute und ehrliche Arbeit leisten.
Oder sind es allenfalls gerade auch die Frauen, die Sie in Ihrem Amt als Vorsteherin kritisch betrachten?
Das weiss ich nicht. Jede Person, die in der Politik ist und dort Verantwortung trägt, wird kritisch beobachtet. Das ist nicht neu, diesem Umstand muss man sich stellen.
Haben Sie sich rückblickend auf Ihre Wahl zur Vorsteherin von Frauen unterstützt gefühlt?
Selbstverständlich – genauso wie auch von Männern.
Wie können sich Frauen untereinander auf ihrem Weg in die Politik motivieren?
Es braucht immer gegenseitige Unterstützung, Erfolg ist immer ein Gemeinschaftswerk. Schliesslich muss sich aber jeder selbst motivieren, das kann nicht von aussen kommen.