«Den Zusammenhalt stärken»
von Landtagsvizepräsidentin Gunilla Marxer-Kranz
Vor ziemlich genau einem Jahr titelte eine unserer Zeitungen noch «Licht am Ende des Coronatunnels». Grossbritannien hatte gerade als erstes Land der Welt eine Notfallzulassung für einen Corona-Impfstoff erteilt. Und auch in Liechtenstein informierte Alt-Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini, dass schon im 1. Quartal 2021 gewisse Mengen an Impfdosen für unsere Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden können. Es sollte die wohl grösste Impfkampagne in der Geschichte der Menschheit gestartet werden und man war zuversichtlich, eine sehr schwere Zeit, die uns allen viel abverlangte, endlich hinter uns lassen zu können.
Distanzgebote, Maskentragen, das Herunterfahren von wesentlichen Teilen des sozialen Lebens und Schulschliessungen - Massnahmen, die dem sozialen Wesen «Mensch» grundlegend zuwiderlaufen - waren damals noch an der Tagesordnung. Ein Zustand, der zum Glück nicht über eine längere Zeit andauerte.
Es ist nicht einfacher geworden
Wo stehen wir nun ein Jahr später? Die Zahlen zeigen erneut kontinuierlich nach oben, jedoch minimiert die Impfung gemäss den aktuellsten Erkenntnissen schwere Verläufe. Die Fragen rund um das Impfen hat aber die Gesellschaft gespalten, sowohl politisch wie auch im Privaten. In der Familie und im Freundeskreis werden gegenteilige Ansichten nicht im-mer einfach akzeptiert. Impfkritiker treffen auf jene, welche das Impfen als einzigen Weg zur Rückkehr zur Normalität sehen. An dieser Frage zerbrechen heute leider allzu oft Freundschaften und familiärer Zusammenhalt. Neben dem Kampf gegen die Pandemie ste-hen wir nun bedauerlicherweise auch vor grossen gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Solange sich aber all diese Personen mit Anstand und Respekt begegnen und diffamierende Äusserungen unterlassen, sind alle diese Ansichten zu akzeptieren und in Diskussionen mit einzubeziehen. Eine Gesellschaft lebt nicht nur vom Austausch von Argumenten selbst, sondern auch von der Art, wie diese Meinungen miteinander ausgetauscht werden.
Die VU-Fraktion hat als eine der wenigen Parteien auch kritische Fragen zur Corona Thematik aufgeworfen, denn auch diese Fragen gehören beantwortet. Mittlerweile sind die Massnahmen bei uns in Liechtenstein – nicht zuletzt aufgrund der Möglichkeit zur Impfung – milder geworden. Im internationalen Vergleich haben wir keine derart einschneidenden Mass-nahmen. Während ich diese Zeilen schreibe, befindet sich Österreich im mittlerweile 4. Lockdown und hat beschlossen, per 1. Februar 2022 eine Impfpflicht einzuführen. Bisher sind wir also vergleichsweise glimpflich davongekommen.
Gemeinsam schaffen wir es!
Mein Wunsch für Weihnachten ist in erster Linie Gesundheit für uns alle, denn Gesundheit ist eines unserer höchsten Güter. Sie ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Ein weiterer Wunsch meinerseits ist eine bessere Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden – egal, welche Meinungen hier aufeinandertreffen. Leben und leben lassen! Dies sorgt nicht nur für ein besseres Miteinander, es steigert doch am Ende auch die persönliche Zufriedenheit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Ich freue mich nun auf einige Tage ohne Landtagsarbeit, dafür mehr Zeit mit meiner Familie. Ohne die Unterstützung unserer Familien wäre die politische Arbeit nicht machbar. Dafür möchte ich mich einmal mehr herzlich bedanken.
Ihnen allen wünsche ich besinnliche und erholsame Festtage. Rutschen Sie gut und vor allem gesund ins neue Jahr 2022.