«Den Donath-Oehri-Weg einschlagen!»
Geschätzte Parteikolleginnen und -kollegen,
…the winner takes it all!
Wer nie abbiegt, der bleibt auf der Strecke! Dieses Sprichwort hat Donath Oehri im wahrsten Sinne des Wortes widerlegt. Er ist des Öfteren abgebogen. Allerdings hat er die Einwohner auf dem «Donath-Oehri-Weg» zum angestrebten Zustand in die gemeinsame Zukunft angeführt, damit ist er stets auf seiner Strecke geblieben. Ihm und seinem Gemeinderat ist es stets gelungen, die meisten Einwohner mit einem sicht- und spürbaren Kompass 2022 für die Gemeindepolitik immer wieder zu orientieren und Brücken zu bauen. Bei einer Brücke denkt man doch zuerst an ein Bauwerk zur Führung von Verkehrswegen über Strassen, Flüsse und Schluchten – an Hängebrücken, Seilbrücken. An eines denkt man jedenfalls immer: An die Verbindung, die durch eine Brücke entsteht.
Und durch diese Verbindung entsteht die Möglichkeit von neuen Wegen. Aber die Wege selbst, meine Damen und Herren, die Wege selbst entstehen erst dadurch, dass man sie auch geht. Und damit man eine Brücke begehen kann, muss die Statik stimmen. Ganz nach dem Motto: „Nichts erzwingen, sondern überzeugen.“ Durch seine Überzeugungskraft gelang ihm seine Wiederwahl insgesamt sechsmal. Das sind sage und schreibe 24 Jahre oder 8760 Tage oder 210’240 Stunden. Deshalb verwundert es auch nicht, dass die Gampriner Gemeinde einen Weg nach ihrem Altvorsteher Donath Oehri zu Lebzeiten benannt hat. Ein Rundweg an der Freizeitanlage Grossabünt heisst seit kurzem offiziell «Donath-Oehri-Weg». Die Freizeitanlage ist ohne Zweifel einer der markantesten Meilensteine seines Wirkens.
Ich fühle mich geehrt, dass ich an dieser Stelle ein paar Worte über und an einen so verdienten Politiker wie dich verlieren darf. Ich hoffe, dass es mir gelingt, euch in einem Sprint durch den «Donath-Oehri-Weg» zu führen, ohne sie abzuhängen oder zu verlieren:
Die erste Frage lautet: «Gibt es für solche Leistungen einen mächtigen Zaubertrank wie bei den Galliern?»
Ich habe im Internet recherchiert und habe mich gefragt, ob es vielleicht andere Quellen für die Schaffenskraft gibt, welche für einen Vorsteher wertvoll sein könnten. Und tatsächlich bin ich fündig geworden. Donath war von 1980 bis 1995 als Primarlehrer tätig, wie es im Übrigen auch sein ehemaliger erfolgreicher Amtskollege Daniel Hilti im Oberland war.
Lehrer müssen Menschen mögen und gerne mit ihnen arbeiten. Das ist fast noch wichtiger als ein exzellentes Fachwissen. Ein Lehrer muss seine Fächer souverän beherrschen und lieben. Das steckt Schüler an. Er muss Menschen mögen, ohne deren Kumpel sein zu wollen. Er muss gerecht sein. Er darf sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Und er braucht ein solides Nervenkostüm. Beliebte Lehrer können ihre Schüler häufig gut motivieren. Doch wer an seine Schulzeit zurückdenkt, weiss auch: Nettigkeit allein reicht nicht aus. Lehrer, an die man sich gern erinnert, waren häufig sogar recht eigenwillig, rau und kantig.
Ausserdem musiziert, singt er gerne. Wer tanzt, bewegt sich zur Musik und die baut das Stresshormon Cortisol ab. Gleichzeitig schüttet der Körper beim Tanzen das Glückshormon Serotonin aus. Mit Taktgefühl im Takt kann auch für die Politik ein Vorteil sein. Wenn man in der Politik die erste Geige spielen will, sollte man von Tuten und Blasen eine Ahnung haben und den Ton treffen. Ansonsten endet man als Möchtegern-Politiker.
Wenn man als Vorsteher das Amt übernimmt, benötigt man ein hohes Mass an Idealismus und Begeisterungsfähigkeit. Wenn man es schafft, diese Begeisterung auf seine Mitstreiter zu übertragen, hat man es nicht nur in der alltäglichen Gemeindearbeit leichter, sondern man multipliziert und vertieft gleichzeitig seine Wirkung. Mit kühlem Kopf beim Planen und heissem Herzen in der Umsetzung braucht der Häuptling keine Wunder, keine Geheimwaffe, keine Tricks, eben keinen Zaubertrank.
Was für Bärenkräfte Donath auch ohne Zaubertrank besitzt, wird klar, als er schilderte, dass ihn sieben Pferde in die erste Kandidatur zum Vorsteheramt ziehen mussten, weil er nicht an einem Wahlerfolg geglaubt hat.
Hier an dieser Stelle einen herzlichen Dank an die sieben Pferde, welche Donath in den Erfolgspfad gehievt haben.
Der im ersten Wahlkampf 1995 benutzte Slogan «Frischer Wind» der VU Ortsgruppe Gamprin-Bendern, wurde von den Bürgern goutiert. Der VU-Spitzenkandidat Donath Oehri konnte mit einem starken Ergebnis die Mehrheit der Wählerschaft durch Sachpolitik und seinen offenen sowie ehrlichen Wahlkampfstil überzeugen. Ganz unter dem Motto: «The winner takes it all», hatte Gamprin-Bendern nach 20 Jahren nun wieder einen roten Vorsteher.
Vermutlich hat hier auf der politischen Ebene der gut platzierte Ton in einer stimmigen Komposition eines leidenschaftlichen Musikers, durch den besonnenen pädagogischen Hintergrund, das Gehör der Einwohnerinnen und Einwohner gezielt getroffen.
Nur wenige Monate später gab es durch den Dirigenten den ersten Trommelwirbel und der Ton wurde etwas bestimmter. Im Liechtensteiner Vaterland war zu lesen: Gamprins Vorsteher Donath Oehri hat gebeten, ihn aus dem Vorsteheramt zu entlassen und eine Neuwahl des Vorstehers anzuberaumen. Dieser unkonventionelle Schritt wurde nötig, weil die FBP-Mehrheit einer 80%-Anstellung des Vorstehers nicht zustimmen wollte, obwohl die im Vorfeld der Wahlen bereits kundgetan wurde. Die daraus resultierende Abstimmung über das Anstellungsverhältnis konnte Donath für sich entscheiden und hat somit seine erste Standortbestimmung erfolgreich hinter sich gebracht.
Nach diesem Intermezzo hat es bei Donath stets wunderbar «giiget», weil er war ein Meister: «le ton qui fait la musique».
Donath war überzeugt, dass es wichtig ist, dass im Landtag auch die Gemeindeinteressen deutlich vertreten sind. Deshalb hat er sich ganz nach dem Motto: «Nicht nur reden, sondern auch handeln», für den Landtag zur Verfügung gestellt. In der Folge sass er von 1997 bis 2005 für die Vaterländische Union im Landtag des Fürstentums Liechtenstein, wo er sich unter anderem für die Gemeinden mit Herz und Verstand eingesetzt hat.
Als Vorsteher schätzte er die Vielfalt und die herausfordernden Aufgaben. Deshalb überrascht die von ihm häufig getätigte Aussage nicht: «Der Appetit kommt mit dem Essen». Es gibt zwei Arten, aus der Politik seinen Beruf zu machen. Entweder: man lebt «für» die Politik – oder aber: «von» der Politik.
Man muss sich bewusst sein. Die Politik bedeutet in vielen Fällen ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmass zugleich.
Sein Verstand, sein grosses Herz und ein herrlich erfrischender Humor machen ihn einzigartig. Man stelle sich vor: Was passieren kann, wenn ein Einkaufswagen unbeaufsichtigt in der Nähe von Donath steht. Dann räumte dieser in der Vergangenheit auch schon gerne in lausbübischer Manier gezielt «unabsichtlich» die eine oder andere Ware hinein, über die sich der Einkaufsgast natürlich wundert: Der zarten Frau mit Vorliebe einen Harass Bier oder den grössten Truthahn, welcher er im Kaufhaus finden kann, und dem grossen Mann ein paar Damenunterkleidchen. Bei der Jungbürgerfeier übernimmt er dann aber wieder die volle Verantwortung in der Manier eines besorgten Lehrers und geht erst nach Hause, wenn der letzte Jungbürger die Feier verlassen hat und das kann sehr lange dauern. Dies habe ich auch schon live miterlebt - nicht als Jungbürger, sondern als Gemeinderat. Ein sehr guter Parteikollege und Freund, Gott hab ihn selig, sagte stets: «Ein Reiseachtele darf vor der Heimfahrt nicht fehlen!»
Durch diese Einstellung hat er in den Jahren eine Führungskompetenz erreicht, die durch eine Mischung aus persönlicher Bescheidenheit und gleichzeitiger hoher professioneller Durchsetzungskraft sowie der nötigen Gelassenheit für Spitzenleistungen in seiner Gemeinde gesorgt hat. Dabei hat ihn seine Stärke «das Zuhören» und das er die Anliegen aller ernst nimmt und versucht, diese so gut wie möglich umzusetzen und wenn etwas nicht möglich ist, dies auch ehrlich mitzuteilen, unterstützt. Es liegt ihm nicht wie eine Maus auf die Schlange zu warten oder zu jammern. Er liebt es Themen vorausschauend zu erkennen und gemeinsam zu lösen. Er sieht jeden Erfolg als Erfolg des Gesamtteams. Er ist sozusagen ein Allrounder: der Analyst, der Gründliche, der Pragmatiker, der Visionär.
Ein Auszug aus seinem Leistungsausweis in den letzten 24 Jahren dokumentiert eindrücklich die Schaffenskraft von Donath:
- Pfarrstall wurde saniert und dort das Liechtenstein-Institut angesiedelt
- Um- und Anbau vom Vereinshaus mit integriertem Feuerwehrdepot u. Gemeindehaus
- Neubau des Kindergartens und Erweiterung der Primarschule
- Leitbild mit der Bevölkerung erarbeitet «Kompass 2022»
- Freizeitanlage Grossabünt
- gemeinsames Projekt mit Nachbargemeinden «Wohnen und Leben im Alter»
- etc.
Es sind vielmehr als diese Errungenschaften. Es ist das Leben, welches damit verbunden ist. Es ist die Wohn- und Lebensqualität in den Wohnquartieren. Es ist die Stärkung der eigenen Finanzkraft, welche durch umfassende Richtplanung hochwertige und wertschöpfende Betriebe in Gamprin-Bendern erfolgt ist. Vor allem ist es eine sensationelle Leistung durch die richtigen Bodenkäufe oder Bodentausch, Projekte zu ermöglichen. Das stellt in unserem kleinen Land mit den knappen Ressourcen die Königdisziplin dar. Und erst wenn das Zusammenspiel so richtig klappt, wenn’s groovt, dann sagt der Musiker Donath: «Das isch Musig!»
Donath ist eigentlich ein ruhiger Mensch – solange man ihm nicht wiederholt ans «Schienbein pinkelt». «Wallungen» kommen bei ihm auch beim Thema «Gesundheitswesen». Er sieht im jetzigen Setup ein konstruktives Gestalten sowohl im Sinne einer florierenden Wirtschaft als auch eines starken Gesundheitswesens verunmöglicht. Mit Neid, Missgunst und Kleingeist ist kein Staat zu machen. Ich fürchte, dass die Politik die Geister, welche sie rief, nicht mehr loswird. Wenn weiterhin diese und ähnliche Methoden angewendet werden, kriegen wir in Liechtenstein gar nichts mehr auf die Reihe und werden gerade im Gesundheitsmarkt völlig abseitsstehen.
Seit rund 142 Tage ist Donath nun nicht mehr in seinem geliebten Amt.
Die Nachfolger sollen ihre eigenen Wege gehen, aber ein paar Wegweiser durch den Kompass 2022 hat er hinterlassen. In diesem Sinne wird vermutlich am gesteckten und erfolgreichen Kurs in der Gemeinde vorerst festgehalten.
Falls jemand Unterstützung mit dem Rasen braucht: Für Donath ist das Rasenmähen eine sehr entspannende, fast schon meditative Arbeit, bei der er über Gott und die Welt nachdenken und gut abschalten kann.
Persönlich wünsche ich dir: Bleib so wie du bist und geniesse was dein neuer Lebensabschnitt an Überraschungen und Erlebnissen für dich bereithält! Ausserdem hab viel Freude, Zeit für dich, Zeit für deine Familie, schöne Momente, Spass, nach wie vor Freude an der Politik – einfach das alles was du dir im Stillen erträumst und hoffst, auch sich erfüllen mag (oder zumindest teilweise). Auch möchte ich es nicht versäumen, deiner Familie zu danken, welche uns Donath für ein Vierteljahrhundert zur Verfügung gestellt hat.
Zum Abschluss mein letzter Wunsch: Es mögen noch viele den «Donath-Oehri-Weg» einschlagen – mit Blick für das Machbare und der Leidenschaft für das Mögliche.