Biodiversität um’s Wilhelm Beck Haus: Erste Ergebnisse sind schon sichtbar
Welchen Stellenwert hat das Thema Biodiversität in deiner täglichen Arbeit in den letzten Jahren bekommen?
Wolfgang Walser: Man merkt, dass hier ein Wandel im Gange ist. Die Gemeinden machen viel. Vor allem bei uns in Schaan sieht man das sehr gut. Das motiviert auch Private öfter dazu, in diese Richtung zu denken.
Was bedeutet das für euch als Gartenbauer?
Vor einigen Jahren war der «aufgeräumte» Garten noch mehr im Trend. Da pflanzte man Hecken, die in Formen geschnitten sind, ganze Flächen mit den selben Bodendeckern usw. Wem das gefällt, der findet es auch schön. Aber die Palette wird breiter, wenn man sich auf einheimische Pflanzen und die Artenvielfalt entscheidet. Das ist auf die Dauer auch nicht so pflegeintensiv, was für manche auch ein Anreiz ist, der Natur mehr Platz zu geben.
Was muss man mitbringen, wenn man seinen Garten in Richtung Biodiversität umbauen will?
Ein eigener Garten ist von Vorteil. (lacht) Wenn man schon gewisse Vorstellungen hat, kann das bei der Ausgestaltung helfen. Aber auch wenn man noch keine konkreten Ansätze hat, können wir Gartenbauer mit unserem Wissen gut beraten.
Wie sah der Auftrag der VU an euch konkret aus?
Die VU gab uns relativ wenig Vorgaben. Das Ziel war es, einheimische Pflanzen anzusiedeln, im Sinne der Biodiversität wenig ergiebige Pflanzen zu entfernen und förderliche Elemente einzubauen. Wir haben uns das Areal gemeinsam angeschaut und besprochen, was man wo machen könnte. Danach haben wir ein Projekt vorgestellt, welches wir dann auch realisieren durften. Die Gestaltung der verschiedenen Zonen und Flächen hat uns gefordert aber auch viel Freude bereitet.
Was ist jetzt neu?
Bis auf einen schönen Rhododendron und verschiedene Bäume, die wir stehen gelassen haben, ist alles neu oder angepasst. Generell haben wir die Rasenflächen vertikutiert und artenreiche Blumenwiesen angelegt. Statt Buxbäumen und Kirschlorbeeren wurden beispielsweise Liguster, Eiben und Schneebälle und weitere verschiedene andere einheimischer Sträucher und Blütenstauden eingepflanzt. Südseitig entstand an der Böschung, wo vorher Bodendecker waren, eine kleine Strauchlandschaft mit Salweiden und Schneebällen. Ausserdem wurden dort zwei Trockenmauern, dazwischen ein kleiner Weiher und rundum eine Kiesbank angelegt, welche mit Erstbesiedlern angesät wurde. Aufgrund der strassenseitigen Baustelle wird die bestehende Böschung zu einem späteren Zeitpunkt noch umgestaltet. Hier planen wir ebenfalls einige Neuerungen.
Wie lange wart ihr bisher an diesem Programm dran?
Zwei Mitarbeiter waren während zweieinhalb Wochen im Einsatz. Jetzt gilt es bei dem trockenen Wetter auch immer wieder zu wässern. Aber man sieht: Es ist in relativ kurzer Zeit viel möglich.
Was sind für dich die sichtbarsten «Erfolge»?
Der kleine Weiher auf der Südseite ist natürlich spannend und die Trockenmauern werden für Reptilien und Co. künftig eine Heimat bieten. Da waren vorher ein paar Sträucher und Rasen. Das wird sicher ein Hingucker, wenn sich die Pflanzen dort gut entwickeln. Erste Eidechsen sind schon während der Bauarbeiten eingezogen und die Insekten suchen im Weiher bereits das Wasser. Die Kunden sehen es gerne, wenn unsere Massnahmen schnelle Erfolge und Neuerungen bringen, die so auch gewünscht sind. Da die Liegenschaft sehr nahe am Waldrand ist, denke ich, dass es sich hier in Kürze einige neue Bewohner gemütlich machen werden.
Jetzt ist noch alles frisch. Wie lange dauert es, bis alle Arbeiten so richtig sichtbar sind?
Jetzt sieht es noch etwas nach Baustelle aus. Ich denke, nächstes Jahr um diese Zeit werden sich die Änderungen deutlich sichtbar machen. Aber man darf nie vergessen: Manchmal pflanzt man etwas, das je nach Boden und Standort wider Erwarten doch nicht funktioniert. Dann muss man sich überlegen, wie man weiterfährt. Der Garten ist ein lebendiges Objekt, das sich selbst entwickelt. Man kann seine Vorstellungen haben, aber genau so wird es dann eben nicht immer. (mw)
Vorher-Nachher-Impressionen