Aufbruch statt Abbruch in Vaduz!
von Frank Konrad, Bürgermeisterkandidat der VU
Nach der Absage von «Gnuag Platz för alli» durch das Volk mit 54,83% Neinstimmen vor vier Jahren hat die Gemeinde zwar viel Zeit in die neue Gestaltungsidee des Zentrums gesteckt, bis heute ist aber nur eine Strategie publiziert worden, welche nun durch ein Konzept und später durch Planungen konkretisiert werden soll.
Planen, bevor man niederreisst
Obwohl mehrere Projektgruppen aus der Bevölkerung gute Ansätze geliefert haben, wurden meiner Meinung nach teilweise die falschen Schlussfolgerungen gezogen. Statt eine positive Gestaltung im Städtle als dringende Massnahme in Angriff zu nehmen, wurden und werden Abrisspläne in den Vordergrund gestellt. So steht für mich z. B. quer in der Landschaft, dass die Marktplatzgarage abgerissen werden soll, obwohl keine Pläne vorhanden sind, wo man vorgängig alternative Parkierungsmöglichkeiten schaffen kann. Diese rund 450 Parkplätze würden bei einem Abriss während der mehrjährigen Bauzeit für die Kunden und Besucher von Vaduz und nicht zuletzt für den Vaduzer Saal völlig fehlen.
Ausserdem müsste der Bevölkerung erklärt werden, dass mit dem Abriss der Marktplatzgarage auch der sichere Fussgänger- und Veloübergang für unsere Primarschüler über die Äulestrasse verschwinden würde. Als Unternehmer bin ich es gewohnt, zuerst einen Plan zu haben, bevor ich etwas Funktionierendes ohne Alternative zerstöre. Vaduz sollte aus der Abbruchmentalität herauskommen und stattdessen eine Aufbruchstimmung entwickeln. In der Vergangenheit gab es ernsthafte Überlegungen der Gemeinde, das Sommerlad-Haus (Städtle 14)
zugunsten einer Baustrasse abzureissen und einen Gemeinderatsbeschluss, wonach die alte Sennerei und das alte Feuerwehrdepot am Beckagässle ohne ein konkretes Nachfolgeprojekt abgerissen werden sollten. Zum Glück haben private Investoren die Liegenschaften gekauft und wollen diese sanieren. Was mit der Mühle passiert, ist noch nicht bekannt. Vielleicht ein Abbruch?
Zentrale Fragen des Verkehrs
Die Strategie sieht vor, dass die Äulestrasse zu einer sogenannten Wohnstrasse mit Tempo 20 oder 30 umfunktioniert werden soll, in welcher Autofahrer, Radfahrer und Fussgänger zudem gleiche Rechte haben sollen, ähnlich wie die Bahnhofstrasse in Buchs. Dabei wird allerdings übersehen, dass in Buchs links und rechts von der Bahnhofstrasse Umfahrungsmöglichkeiten bestehen.
Bezüglich einer Begegnungszone im Äule stellt sich mir noch eine weitere Frage: Wie sollen wir im Äule etwas schaffen, was im Städtle schon nicht gelingt? Zuerst muss das Städtle aufgewertet werden, bevor man sich an anderen Orten verzettelt – Konzentration der Kräfte ist angesagt. Fakt ist: Für die Menschen von Vaduz ist das Städtle zu wenig attraktiv, um sich dort aufzuhalten, und mit dem Abbruch der Marktplatzgarage wird das Städtle nicht attraktiver.
Ein «Vadozer Huus» im Städtle?
Was mir hingegen an der Strategie der Zentrumsentwicklung gefällt, ist die Idee des «Vadozer Huus». Es soll «gut erreichbar» und «in räumlicher Zuordnung zu anderen öffentlichen Nutzungen» stehen. Es ist «vielseitig nutzbar und bespielbar, und damit zukunftsfähig.» Wie wir alle wissen, wird die Bauverwaltung bald in den Werkhof an die Wuhrstrasse umziehen. Deshalb denke ich beim «Vadozer Huus» gleich an das Sommerlad-Haus im Städtle 14. Hier könnte man beispielsweise Vereine und verschiedene Generationen wieder ins Städtle holen und unser Zentrum für die hiesige Bevölkerung attraktiver machen. Auch ein Haus der Kultur ist für mich dort vorstellbar, um der heimischen Kulturszene Platz zu bieten.
Mit Privaten gestalten
Mit solchen und ähnlichen Massnahmen könnten wir kurz- und mittelfristig wieder mehr Menschen ins Städtle bringen und das Zentrum beleben. Die Entwicklung, dass der Metzger und der Käslada aus dem Dorf verschwinden, mindern die Frequenz und machen das Städtle nicht attraktiver. Auch die Pläne des Landes, die Landesbibliothek in die Post zu verlagern, sorgt für Handlungsbedarf. Die Bibliothek ist dort gut positioniert, aber ich möchte auch die Post, wo man die Menschen trifft, weiterhin im Zentrum wissen. Wenn immer mehr Treffpunkte verschwinden, wird das Städtle nicht lebendiger.
Viele Liegenschaften im Städtle sind nicht im Besitz der Gemeinde. Das schränkt den Handlungsspielraum ein. Dass man zuletzt den «Engel» und das «Real» nicht gekauft hat, dafür aber den Landgasthof Mühle und viele andere Liegenschaften, ohne zu wissen, wofür diese gekauft und genutzt werden sollen, ist für mich eine Todsünde, wenn es um die Zentrumsgestaltung geht. Aber dem nachzutrauern, bringt uns nicht weiter: Als Bürgermeister würde ich den schnellsten Weg zu den Liegenschaftsbesitzern suchen und sie in persönlichen Gesprächen ins Boot holen. Auch sie haben Interesse daran, dass das Städtle attraktiv ist. Mit einer gemeinsamen kurz-, mittel- und langfristigen Planung holen wir für alle Beteiligten das Beste heraus und können kosteneffiziente Synergien schaffen.
Quartiere nicht vergessen
Kurzfristig können wir das Städtle mit einfachen Massnahmen farbiger, lieblicher und sympathisch optisch aufwerten. Beispiel: Begrünen – in den letzten Jahren wurden die Blumenrabatten und zahlreiche Bäume entfernt. Statt zu begrünen, wurden die Grünflächen aus dem Städtle verbannt. Langfristig müssen wir eine klare Positionierung von Vaduz erreichen und die Zukunft gestalten, nicht nur ewig planen. In letzter Zeit wurde viel vorsorglicher Bodenerwerb getätigt, leider ist für mich daraus nicht erkennbar, welche Strategie hinter diesen Käufen steckte. Für unsere künftige Positionierung reicht es mir nicht, Papiertiger zu entwickeln oder nur das Leitbild zu überarbeiten.
Es stellt sich die Frage: «Wie – konkret - wollen wir für Vaduzer und Touristen das Zentrum gleichsam interessant machen?» Und bei allen Überlegungen rund um das Zentrum dürfen wir die Quartiere nicht vergessen! Denn schliesslich leben da die Menschen von Vaduz. Lebensqualität und Heimat findet man dort, wo man sich wohlfühlt. Eine freundliche Gestaltung und Treffpunkte sollen mehr Miteinander ermöglichen. Vaduz mit fünf Kindergärten, zwei Primarschulstandorten, der Ober- und Realschule, dem Gymnasium sowie der Universität, verbunden mit einem breiten Angebot an Sport- und Kulturstätten sowie den Museen und dem Haberfeld als Naherholungsgebiet, ist auch für Familien attraktiv. Dafür müssen wir auch weiterhin sorgen. Am Ende will ich das Vorgehen mit einem starken und mutigen Gemeinderatsteam entscheiden und die Bevölkerung früh und viel enger einbeziehen.