300 Jahre Liechtenstein: In Sachen «Miteinander» noch Luft nach oben
Nicht alle waren mit den Feierlichkeiten zum 300-Jahr-Jubiläum zufrieden. Es war recht einseitig: In der Jubiläumsausgabe die Aussen- und Kulturministerin, auf der Bühne am Abend Landtagspräsident und Regierungchef. Viele hätten vielleicht auch gerne noch Grussbotschaften der Bundespräsidenten der Nachbarländer gehört. Immerhin war der Jubiläumsmarsch für die «einfache Bevölkerung» gerichtet und die VU-Vertreter mischten sich unter’s Volk. Daniel Risch, Manfred Kaufmann und Günter Vogt marschierten bei den Oberländern mit, Peter Frick, Violanda Lanter, Mario Wohlwend und Dominique Hasler befanden sich in der Unterländer Marschgruppe.
Zu einem ultimativen Gelingen des Anlasses fehlte eigentlich nur die Einladung zu einem Volksfest. Ein Public Viewing auf dem Lindaplatz (oder wahlweise dem Rathausplatz in Vaduz, damit auch der Hauptort ein Fest hat?) mit ein paar Verpflegungsständen hätten gereicht. Mit einem kühlen Bier gemeinsam auf das 300-Jahr-Jubiläum anstossen. Das wäre sehr einfach durchzuführen gewesen und hätte sich zum Selbstläufer entwickelt. Einige Vereine hätten da auch noch einen Batzen für die Vereinskasse verdienen können. Viele haben sich ein gewisses «mehr Volk» erhofft. Gerade weil zuvor viele Politiker in ihren Reden das Gemeinsame betonten und ein grösseres Miteinander forderten, fühlten sich viele sicher nicht abgeholt. Ob es gleich ein eigener Feiertag sein muss, sei dahingestellt – denn Feiertage kosten nicht nur der Wirtschaft viel Geld. Aber zumindest ein Anlass für’s Volk, für den man sich nicht explizit anmelden oder den Anzug montieren muss, wäre auch am Mittwoch möglich gewesen.
Mehr «für’s Volk» gefragt
Eine Lehre bietet dieser Rückblick auf die Ereignisse: Die Bevölkerung hat nun gesehen, dass sie selbst aktiv werden muss, um mitwirken zu können. Es wird einem nicht wie selbstverständlich alles zugetragen. Die Hoffnung besteht, dass die Eröffnung des Liechtenstein-Wegs am 26. Mai vielleicht eine gewisse Jubiläumsstimmung ausstrahlt: Vielleicht werden die Einwohner doch noch aufgerufen, ihre Häuser zu beflaggen. Vielleicht finden sich zur Eröffnung mehr Menschen ein und vielleicht wird diese Veranstaltung so ausgeschrieben, dass sich die Bevölkerung willkommener fühlt – ohne Anmelde-Schikanen und Losglück. Am Ende ist dann der 15. August gesetzt. Weil da die Bevölkerung seit den 1940er-Jahren ohnehin nach Vaduz pilgert, kann man da organisatorisch fast nichts falsch machen. Deshalb freuen wir uns auf die Aktivitäten. Noch haben alle, die den 23. Januar verpasst haben, ab heute 339 Tage lang Zeit, das 300-Jahr-Jubiläum zu feiern. (mw)